Um 5:45 war die Nacht zu Ende. Zwar habe ich nur gut 100km bis zu meiner Unterkunft im Süden von Auckland zu fahren, aber die Unbekannten sind Regen, Gegenwind und Pannen. Zunächst ging es auf der 25 bis Waitakuru, dann auf einer Nebenstraße weiter am Meer entlang. Auf dem Berg nach Mangatangi walkte mein Hinterrad erneut und als ich die Musik aus meinem Handy abstellte, hörte ich auch die Luft herauszischen. Nachdem ich aktuell jederzeit mit einem Schauer rechnen musste, schob ich mein Rad noch den Berg hinauf und führte die Reparatur unter großen Bäumen durch. Es war diesmal eindeutig die Stelle, an der der Mantel leicht beschädigt war. Ich klebte etwas Panzer-Tape an die Stelle, nachdem ich den Mantel zuvor gründlich auf Glasscherben usw. untersucht hatte. Mein weiterer Weg führte über Hunua-Ardmore. Die Straße war sehr kurvig und bergig, aber landschaftlich schön und kaum befahren. Ich musste die Fahrt immer wieder mal für 2min unterbrechen und Regenschauer durchlassen. Erst ab Ardmore kann man von stadtähnlichem Verkehr sprechen. In Takanini gelangte ich auf die mehrspurige Straße 3, der ich 10km folgte, bis ich beim "99bikes" eintraf und den Karton bekam, den ich tags zuvor zuvor per Mail geordert hatte. Zeitlich war es eine Punktlandung, es war 17:10, um 17:30 macht der Laden zu und morgen ist Karfreitag. Dies ist neben Weihnachten und Ostersonntag einer der wenigen Tage im Jahr, an dem alle Geschäfte geschlossen sind. Ich musste nichts für den Karton bezahlen, sie waren froh, ihn loszuwerden. Doch dann hatte ich eine neue Herausforderung: Wie bekomme ich einen Karton mit 168x83x25cm so auf mein Fahrrad, dass ich damit 1,5km schieben kann? Ich demontierte den Sattel und hatte somit eine relativ große Auflagefläche. Doch ich war kaum 200m weit gekommen, da wurde ein Autofahrer auf dem Parkplatz eines Baumarktes auf mich aufmerksam und bot mir an, den Karton zum Hotel zu bringen. Vielen Dank für diese Hilfsbereitschaft! Als ich am "MiniHomestay" eincheckte, erfuhr ich, dass man für den ÖPNV in Auckland eine HOP-Card braucht. Der Fahrkartenkauf beim Fahrer ist nicht möglich. Hierfür lief ich von einem Laden zum anderen, war aber letztendlich erfolgreich. Für 10$ bekam ich eine leere Karte und lud sie mit 5$ Guthaben auf. Die Fahrt zum Flughafen kostet 2,34$. Naja, wenigstens wurde ich damit meine letzten Dollars los. Für die allerletzten 2,10$ bekam ich 400g Okra in einem gut sortierten Gemüseladen. Okra hatte ich das letzte Mal im Foodland von Ceduna bekommen, mag ihn liebend gern. Zurück im Hotel wurde mir erst bewusst, was für eine tolle Unterkunft ich gebucht hatte. Ich hatte ein ordentliches Einzelzimmer, es gibt drei stilvoll gekachelte Bäder, eine gemütliche Veranda und eine TOP-ausgestattete Küche. Nach dem Duschen wärmte ich mir die Königskrabben von vorgestern auf, dazu gab es Reis. Eigentlich hätte ich meine Instant-Nudeln aufbrauchen wollen, aber ein anderer Mitbewohner hatte viel zu viel Reis gekocht und freute sich über eine Verwertung. Insgesamt waren es sechs Zimmer, also eine überschaubare Einheit. Abends setzte ich mich an den Laptop und recherchierte wegen Griechenland. Ich hätte nämlich nach meiner Ankunft in Athen auch die Option, direkt weiter nach Kreta zu fliegen. Aber der günstigste brauchbare Flug liegt bei ca 100€ zuzüglich 60€ für das Fahrrad. Da zog ich es vor, für 55€ in einer SharedCabin mit AnekLines die Nachtfähre zu nehmen - ich buchte gleich. Dann kann ich samstags alles in Athen erledigen und sonntagfrüh frisch ausgeschlafen in Iraklio durchstarten. Ich unterhielt mich noch ein wenig mit anderen Leuten in der Veranda, bevor ich mich reichlich spät zum Schlafen zurückzog.
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