Fazit in Worten:
Die Idee, von Neuseeland nicht direkt nach Hause, sondern nach Griechenland zu fliegen war genau richtig. So konnte ich bei hervorragendem Wetter die großartige Natur Kretas genießen. Ich war noch nie in Kreta und fand die Schluchten, aber auch die hohen Berge beeindruckend. Hinzu kommt der Umstand, dass es in kaum einem anderen Land einfacher ist, "wild" zu zelten als in Griechenland. Zwar ist das Wildcampen offiziell verboten, aber meist problemlos möglich. Es gibt sowohl schöne freie Strände am Meer, Plätze an wilden eiskalten Gebirgsbächen, als auch "einfache" Übernachtungsplätze in einem Olivenhain. Insbesondere lasse ich mich meist dort nieder, wo sich sonst kaum Touristen verirren. Zwar handelt es sich dabei um Privatgrund, aber die Griechen sind diesbezüglich sehr entspannt. Überhaupt sind die Griechen sehr nett, gastfreundlich und überhaupt nicht aufdringlich. In einem Laden kann man sich in Ruhe umsehen und wird nicht unaufgefordert vom Verkäufer "belästigt". Im Gegensatz zu Australien und vor allem Neuseeland gibt es in Griechenland abgesehen von den Weidegebieten für Schafe und Ziegen so gut wie keine Zäune, d. h. man kann in der Regel direkt von der Straße in einem Olivenhain verschwinden und sein Zelt aufstellen und ist von dort aus so gut wie "unsichtbar".
Das Preisniveau für Lebensmittel ist in etwa mit Deutschland vergleichbar, regionales Obst und Gemüse ist jedoch deutlich günstiger. Unterkünfte wie Ferienwohnungen und Campingplätze sind deutlich günstiger als in Mitteleuropa. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich dort in der Nebensaison war und sonst die günstigsten Unterkünfte schon weg sind. Für mich ist es jedoch etwas unverständlich, warum so vieles im April noch geschlossen hat. Ich wäre gerne in die Samaria-Schlucht gegangen, hätte gerne in der Kallegri-Berghütte übernachtet und hätte in der einen oder anderen Taverne am Meer gerne ein Eis gegessen - aber all dies ist erst ab 1.Mai verfügbar. Dabei waren die hohen Berge schon weitgehend schneefrei, die Lufttemperaturen angenehm und das Meer so warm, dass man darin baden kann, nachdem man sich vorher am Strand aufgewärmt hat. Gerade für den Wandertourismus waren die Bedingungen ideal und dennoch waren verhältnismäßig wenig Leute unterwegs. Hierfür hätte Kreta jede Menge Potenzial, die Saison gerade im Frühling deutlich zu verlängern und die Unterkünfte und Tavernen besser auszulasten.
Ansonsten frage ich mich im Rückblick nach jeweils drei Monaten Australien und Neuseeland, ob es tatsächlich notwendig war, um die halbe Welt zu fliegen. Denn auch in Kreta und anderen Regionen Griechenlands bekommt man herrliche und weitgehend unberüherte Natur zu sehen, die man sowohl bewandern, als auch mit dem Fahrrad durchfahren kann. Ein großer Vorteil war jedoch der Umstand, dass ich euf der Südhalbkugel der Kälte und Dunkelheit vollständig entkommen konnte. Allerdings genügt es auch hier, bis zu den Kanarischen Inseln zu fliegen, auf denen man beispielsweise Weihnachten Temperaturen von über 20 Grad und 10-11 Stunden Tageslicht hat, in den Bergen wandern und im Meer baden kann.
Mal abgesehen von den langen klimaschädlichen Flügen muss man sich bei einer Reise innerhalb Europas auch nicht um nennenswerte Zeitverschiebung, Visum, Reisepass, Geldumtausch oder eine Handy-SIM-Karte Gedanken machen.
Hochs und Tiefs:
Höhepunkt in Kreta war die Wanderung durch die Aradena-Schlucht am 20.Tag, den 18.4.24. Erst geht es in zahlreichen Kehren in die Schlucht hinunter und danach 7km tief eingeschnitten zum Marmara-Beach, an dem man wunderbar baden kann. Auch der Rückweg entlang der Südküste entlang an steil abfallenden Felsen, teils direkt am Meer entlang, teils in Schweindel erregender Höhe direkt am Abgrund entlang hinterließ bleibende Eindrücke. Auch meine erste Ferienwohnung in Zakros ("Tiny-Haus") hat mir sehr gut gefallen.
Etwas frustrierend war die Fahrradfahrt von Kissamos nach Sougia, auf der ich massiven Gegensturm bei steiler Bergfahrt hatte. Hinzu kam noch eine Reifenpanne und so viel Saharastaub, dass die Sicht bereits nach 300m eingetrübt war und keine Sonne mehr durchkam. Ebenfalls unschön war das schlechte Wetter im Trentino von Tag 33 auf Tag 34, dem ich jedoch durch eine Zugfahrt zum Brenner ganz gut entkommen konnte.
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Wetter:
Das Wetter in Kreta war hervorragend. Für April war das Wetter ausgesprochen stabil und trocken. Meistens hatte ich Sonne, täglich um die 25 Grad Höchstwerte ohne größere Schwankungen, nahezu keinen Regen, allerdings war es häufig sehr windig. Erst am Rückweg im Trentino hatte ich nicht unerhebliche Menge Regen, dem ich jedoch durch eine Zugfahrt von Neumarkt (südlich von Bozen) zum Brenner ganz gut entkommen konnte. Der Wetterbewertung liegen folgende Maßstäbe zu Grunde:
Wetter 1: Absolut regenfrei, mindestens 15 Grad, mehrere Stunden Sonne
Wetter 2: Nahezu regenfrei, keine große Regengefahr
Wetter 3: Maximal eine 45min regenbedingte Wartezeit oder 90min leichter Nieselregen (Weiterfahrt möglich). Entscheidend für die Bewertung war die resultierende Wartezeit. So wurde Regen auf Fähren, bei Wartezeiten auf Fähren und in der Nacht nicht angerechnet.
Wetter 4: Längere regenbedingte Wartezeiten. Das Tagesziel wurde aber dennoch im Wesentlichen erreicht.
Wetter 5: Lange Wartezeiten und/oder sehr nass geworden. Das Tagesziel wurde nur teilweise erreicht.
Wetter 6: Regen über einen großen Teil des Tages, sodass das Tagesziel auch nicht ansatzweise erreicht werden konnte.
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