Fazit in Worten:
In Australien hat (fast) gepasst: Großartige Natur, weitläufige Areale, tolle Wanderwege, meistens angenehmes Wetter. Wenn ich jemendem erzählte, ich fahre nach Australien, dann wurde mir immer das gleiche gesagt: Da ist es doch so heiß! Lasse dich nicht von Schlangen beißen! Da gibt es doch die Würfelquallen, bei denen jede Berührung tödlich ist und die Salzwasserkrokodile, die dich mit einem Haps zermalmen können!
Die meisten Tatsachen kann ich sofort entkräften: Ich befinde mich im Süden Australiens und dort herrscht Mittelmeerklima. Das bedeutet viel Regen und niedrige aber frostfreie Temperaturen im Winter und heiße trockene Sommer. Der Oktober bis Dezember entspricht quasi April bis Juni am Mittelmeer, und da ist noch keine extreme Hitze zu erwarten. Die gefährlichen Würfelquallen und Salzwasserkrokodile gibt es nur im dauerhaft warmen Norden Australiens und nicht im Süden. Was Schlangen angeht, so habe ich insbesondere beim Wandern ständig welche gesehen. Sie waren allerdings so scheu, dass ich nicht in der Lage war, eine in die Kamera zu bekommen. Der Beschreibung nach wäre es die fünft- und sechstgiftigste Art der Welt. Sie haben es nicht auf Menschen abgesehen, sondern flüchten, sobald man in ihre Nähe kommt. Dennoch besteht die Gefahr, gebissen zu werden, wenn man versehentlich draufsteigt.
Ich hatte aber auch viele "nette" Tierbegegnungen, wie zum Beispiel Kängurus, Koalabären, Tannenzapfenechsen, Salamander, Varane, bunte Vögel, Emus, ...
Die Australier selbst sehe ich als weltoffen und gebildet. Anders als die US-Amerikaner (weiß das bloß aus Erzählungen) sind die Australier durchaus über das Geschehen auch über ihr eigenes Land hinaus informiert. So wurde ich mehrfach wegen des Ukraine-Krieges und den Flüchtlingen angesprochen. Auch für den deutschen Weg der Energiewende waren sie durchaus interessiert. Scheinbar wird aber in den australischen Medien berichtet, dass es hinten und vorne nicht funktioniert und ständig zu Ausfällen kommt. Viele Australier haben Verwandschaft zu Europa und dadurch einen ganz anderen Bezug. Die meisten, die ich getroffen habe, waren schon mal in Europa.
Es ist jedoch gut, dass es nur 25 Millionen gibt, denn sie hinterlassen meinem Gefühl nach einen riesigen CO2-Abdruck. Dies beginnt bei den Autos. Dass man einen Geländewagen braucht, ist in diesem Land nachvollziehbar. Muss es dann aber eine 3,5t-Maschine sein? Aber wenn das Benzin umgerechnet nur gut 1€ kostet, dann ist das auch kein größeres Problem, einen Spritfresser zu fahren! Ein anderer Punkt ist die Stromversorgung. Obwohl es mehr als genug Wind und Sonne gibt und entsprechende Flächen dazu, läuft der größte Teil der Stromversorgung in Australien mit Kohle. Auch die Nutzung von Sonnenkollektoren ist immer noch die Ausnahme, ich habe kaum welche gesehen. Heiße Duschen auf Campingplätzen werden mit Gas beheizt. Auf einem Roadhouse wurden sie sogar mit Strom beheizt, der wiederum von einem Dieselgenerator kam. Das größte Energieproblem sind aber die schlecht isolierten "Papphäuser", die im Winter Unmengen Heizenergie brauchen und im Sommer klimatisiert werden müssen. Meinem Gefühl nach essen die Australier auch Unmengen klimaschädliches Fleisch. Diesen Eindruck habe ich zumindest an den kostenlosen öffentlichen meist gasbetriebenen Grills, die ich überall sehe und sich großer Beliebtheit erfreuen. Auch die Portionen, die sie dort auf den Grill legen, sind riesig. Dass es in Australien kaum E-Autos gibt, ist dagegen wenig verwunderlich und auch sinnvoll. Zum einen sind die Entfernungen deutlich größer als in Europa, zum anderen kommt ein Großteil des Stromes ohnehin aus der CO2-schädlichen Kohle.
Aber ich will nicht nur Schlechtes über die Mentalität der Australier sagen: Mit Wasser gehen die Australier sehr sparsam und effizient um. So decken die Australier gerade im ländlichen Raum einen Großteil ihres Bedarfs mit Regenwasser, das sie in riesigen Tanks speichern. Ich habe noch nirgends so viele Wassertanks gesehen. In der Summe fällt ja genügend Regen (vorwiegend im Winter), sodass man mit großen Speichern die Trockenheit des Sommers problemlos überbrücken kann. Selbstschließende Wasserhähne und Hinweise zum Wassersparen sind allgegenwärtig. Bei den Wassertanks steht immer der Hinweis, dass das Wasser unbehandelt nicht trinkbar ist. Die Qualität bzw der Geschmack des Wassers ist sehr unterschiedlich.
Ebenfalls sehr positiv hervorzuheben ist die liebevolle und ansprechende Gestaltung des öffentlichen Raumes in den Städten. Überall gibt es nett angelegte Parks, Grillplätze, Spielplätze und hervorragend gepflegte öffentliche Toiletten. Darüber hinaus gibt es in jedem Ort eine Tourist-Info, bei der man seine Digitalgeräte während des Einkaufens zum Laden abgeben kann. Häufig gibt es auch Steckdosen an den Grillplätzen. Auch in den großen Metropolen gibt viele solcher Parks und Grünanlagen.
Hochs und Tiefs:
Highlights war sicherlich der Bibbulmun-Track (Südwesten), vor allem am ersten und zweiten Tag im Urwald zwischen den Baumgiganten. Aber auch die Wandertage an der Westküste und in der Stirling Range waren schöne Erlebnisse. Das Radfahren ist manchmal etwas monoton, da es sehr oft lange geradeaus an irgendwelchen Feldern oder Weidegebieten entlang geht. Highlight mit dem Fahrrad war sicherlich die Great Alpine Road (B500 durch die Australischen Alpen) mit all ihren Ausblicken und auch die anderen Bergstraßen in den Australischen Alpen. Tiefpunkte waren der Tag 24 im Gegenwind auf Esperance zu, in Verbindung auch damit, dass ich auf zwei Campingplätzen nicht mehr aufgenommen werden konnte. Letztlich bin ich dann aber mit dem dritten Versuch untergekommen. Ein weiterer Tiefpunkt war der massive Gegenwind an manchen Tagen von Norseman nach Ceduna durch die Nullarbor Plains. An solchen Tagen muss man mehr Pausen machen, weniger fahren und auf buchstäblich bessere Tage warten. Ebenfalls schade war der Regen am Tag 90 und 91 ("Weihnachtsgeschenk" zum 25.12. und 26.12.) auf der Abfahrt aus den Australischen Alpen heraus. Wenigstens konnte ich mich hier immer rechtzeigig unterstellen und bin nicht nennenswert nass geworden.
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Wetter:
Das Wetter hat gepasst. Abgesehen von wenigen Tagen (Adelaide, Deep Creek Nationalpark, Halls Gap, Australische Alpen) war es trocken, aber nicht zu heiß, wenn man mal vom 10.11.23 (Tag 45) mit den 44 Grad absieht. Nur an wenigen Tagen hatte es über 30 Grad (ein Tag bei Esperance, mehrere Tage in Flinders Range), meist lagen die Höchstwerte zwischen 20 und 30 Grad. Der Wetterbewertung liegen folgende Maßstäbe zu Grunde:
Wetter 1: Absolut regenfrei, mindestens 15 Grad, mehrere Stunden Sonne
Wetter 2: Nahezu regenfrei, keine große Regengefahr
Wetter 3: Maximal eine 45min regenbedingte Wartezeit oder 90min leichter Nieselregen (Weiterfahrt möglich). Entscheidend für die Bewertung war die resultierende Wartezeit. So wurde Regen auf Fähren, bei Wartezeiten auf Fähren und in der Nacht nicht angerechnet.
Wetter 4: Längere regenbedingte Wartezeiten. Das Tagesziel wurde aber dennoch im Wesentlichen erreicht.
Wetter 5: Lange Wartezeiten und/oder sehr nass geworden. Das Tagesziel wurde nur teilweise erreicht.
Wetter 6: Regen über einen großen Teil des Tages, sodass das Tagesziel auch nicht ansatzweise erreicht werden konnte.
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