Um 7:00 wurde ich von meinem Handy geweckt. Zeltabbau, Frühstück, Aufpacken, die übliche Morgenroutine. Um 8:15 war ich am Ticketschalter und zahlte 44EUR für Svinjouscie. Für eine sechsstündige Überfahrt auf einem modernen Schiff ist das ein fairer Preis. Vor dem Schiff traf ich auf ein anderes Radfahrerpaar. Sie waren mit Rennrad und Anhänger unterwegs. Um 8:45 bekamen wir grünes Licht zum Einfahren. Mir war sofort klar, dass es sich um eine Riesenfähre handelt. Es gibt sieben Autospuren nebeneinander, auf beiden Außenseiten nochmal ein Treppenhaus. Wir fuhren etwa 200m bis zum voreren Ende des Decks und sicherten unsere Räder. Bereits Beim Hochlaufen sah ich, dass es eine Sauna im Deck 8 gibt. Zunächst ging ich mit den beiden anderen auf das Sonnendeck Nr. 9 oder 10, doch sobald wir aus dem Hafen waren, wurde mir der Wind zu stark. Da die Sauna-Tür versclossen war, fragte ich an der Rezeption nach und musste mich registrieren, bevor mich ein Security-Mann mitnahm - die Nutzung ist kostenlos, ich frage mich schon, warum dann der Zirkus mit dem Absperren und Anmelden? Es war zwar nur eine 80°C-Sauna, zwei Duschen, Toilette und Umkleideraum, aber Anlass genung, mich für die nächsten zweieinhalb Stunden zu beschäftigen. Ich hatte die mich die letzten drei Wochen immer nur aus Wasserflaschen geduscht oder in in Meer, Seen oder Flüssen gebadet. Danach gab es Belegte Semmeln zu Mittag, den Nachmittag verbrachte ich mit Tagebuch schreiben. Und so war es 15:30, ehe ich mich versah.
In Svinjouscje fuhr ich in Richtung Zentrum und nahm die lokale Innenstadtfähre zur Insel Usedom. Zwar konnten auch PKW mitfahren, aber in erster Linie waren Fußgäner und Radfaher an Bord. Mich erstaunte es, dass die Fähre kostenlos war - ganz ungewohnt im Vergleich zu Norwegen. Die Stadt selbst macht einen recht modernen Eindruck, auch wenn Plattenbauten und Betonplatten in Seitenstraßen deutlich auf die kommunistische Vergangenheit hinweisen. Ich nahm die Straße nach Ahlbeck bzw. den danebenliegenden Radweg. Auf polnischer Seite findet man jede Menge Zigarettengeschäfte. Unmittelbar hinter der offenen Grenze stand ein Polizeibus, der stichprobenartig kontrolliert. Zu anderen Nachbarstaaten außer Tschechien, erübrigen sich solche Kontrollen, da es keine nennenswerten Preisunterschiede für Alkohol und Zigaretten gibt.
In Ahlbeck bog ich Richtung Usedom-Stadt ab und gelangte gleich auf eine Straße mit Fahrradverbot, aber parallelem Radweg dazu. Bis Usedom gibt es einen Radweg, den ich auch größtenteils benutzte. Dann kaufte ich erstmal ein, was ich für heute Abend und morgen brauchte - 7,52EUR, ich konnte es nach drei Wochen Norwegen kaum gleuben. Nur 500m später fand ich einen Dönerstand und besorgte mir gleich einen Dönerteller mit Pommes, eine lang ersehnter Genuss! Damit spare ich mir die Zubereitung des Abendessens. Von Usedom nach Anklam führt ein Radweg, meist unmittelbar an der Bundesstraße entlang. Als er zwischenzeitlich etwas davon wegführt, fand ich einen geeigneten Platz zum Zelten auf einer gemähten Wiese direkt am Waldrand. Ich baute mein Zelt auf, duschte mich und zog mich gleich danach ins Zelt zurück - es gab mehr Stechmücken als ich dachte! Im Zelt telefonierte ich noch etwas und schlief ziemlich bald ein.
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