Gut ausgeschlafen frühstückte ich um 8:30. Ich ließ mein Übernachtungsgepäck unter der Brücke zurück und fuhr die alte Straße 78 Richtung Mo i Rana. Ich wollte doch sehen, ob sie mit dem Fahrrad noch passierbar ist. Bei Sunndalsöra z.B. haben sie einen Tunnel vergittert, sodass jede Passage unmöglich gemacht wurde. Hier stand nur in der Einfahrt "Sperre nach 22 km". Nach 10 km kam ich an einem deutschen Womo vorbei, ein älteres Ehepaar, und fragte nach. Sie sagten mir, nach 2km steht eine Betonbarriere, sodass man mit dem Auto nicht mehr weiter kommt. Am anderen Ende der Sperre befindet sich nur ein Schlagbaum, sollten also alles keine Hindernisse für einen Radfahrer sein. Ich fuhr weiter, und 200m nach der besagten Barriere war ein Erdrutsch niedergegangen, der eine Passage mit einem motorisierten Fahrzeug tatsächlich unmöglich macht. Aber es geht ein Trampelpfad vorbei, auf dem man sein Fahrrad durchtragen kann, von Schieben kann kaum die Rede sein! 100m später geht die Straße wieder weiter. Sie ist jedoch ziemlich heruntergekommen. Teilweise liegen kleinere Steine auf der Fahrbahn, insbesondere ist der erste Tunnel etwas beschädigt, es liegt einmal ein Felsblock von 1m³ mitten auf dem Weg. Natürlich sind die Tunnels nicht mehr beleuchtet, aber ich habe ja Licht dabei. Nach etwa 3 weiteren Kilometern kommt die Warntafel von der anderen Seite, "Durchfahrt auf eigene Gefahr", danach sieht die Straße wieder etwas besser gewartet aus. Es geht eng und kurvig direkt am Fjord entlang, es gibt weitere nicht mehr beleuchtete Tunnels und man wird mit traumhaften Aussichten belohnt. Das sonnige Wetter tut natürlich ihr übriges! Dann kommt der Schlagbaum der anderen Seite, ab dem die Straße wieder öffentlich befahrbar und nicht nur für die Anwohner. Nach 33km erreichte ich Holandsvika, dort war ich 2016 gestanden und hatte behauptet, die Verbindung wäre für Radfahrer komplett gekappt worden. Dies möchte ich hiermit korrigieren! Es handelt sich um eine interessante und landschaftlich sehr reizvolle Verbindung zwischen der Küstenstraße 17 und der E6 im Hinterland. Dann fuhr ich wieder zurück und berichtete den deutschen Womofahren von meiner Entdeckung. Sie luden mich gleich auf Kaffee und Kekse ein und wir hatten eine nette gemeinsame Stunde. Dann boten sie mir noch an, etwas Fischfilet mitzunehmen, sie hatten so viel gefangen, dass sie es nicht aufessen konnten. Dann brach ich stürmisch auf, denn ich wollte unbedingt die Fähre um 17:15 erwischen. Unterwegs machte ich noch einen kurzen Zwischenstopp an der Brücke der neuen Straße 78, um meine beiden Hecktaschen aufzuladen. Um 17:08 erreichte ich die Anlegestelle - Punktlandung!
In Nesna kaufte ich ein paar Kleinigkeiten, dann startete ich. Bei dem schönen Wetter wollte ich unbedingt noch heute den Pass fahren. Im Jahr 2015 war ich auf dem Weg nach Süden und wurde bei diesem Pass völlig eingeweicht, da es hier auf längerer Strecke keinerlei Unterstellmöglichkeiten gibt. Beinahe auf Passhöhe gibt es einen Rastplatz mit Panoramablick. Dort kochte ich mir Nudeln und dazu briet ich mir den Fisch, den mir die Womofahrer geschenkt hatten. Gestärkt durch das Essen ging es weiter. Die Passhöhe war so gut wie erreicht, es geht oben noch ein wenig auf und ab und danach wieder hinunter. Es war zwar schon spät, aber es war schönstes Wetter und morgen deutlich schlechter gemeldet, daher beschloss ich, heute noch möglichst weit zu kommen. Vor dem 3km-Tunnel musste ich ein wenig warten, da gerade Bauarbeiten durchgeführt werden und der Tunnel immer nur in eine Richtung befahren werden kann. Der Verkehrslotse sagte mir, sie hätten erst um 21 Uhr angefangen, da nachts weniger Verkehr ist. Der Tunnel war nur mäßig beleuchtet, es brannte nur jede vierte Lampe, Nachtbeleuchtung eben. Aber es macht einen Riesenunterschied zu einem unbeleuchteten Tunnel. Eigentlich wurde nur an der Leitplanke in der Einfahrt und an den Feuerlöschern an einzelnen Stellen gearbeitet, sonst war nichts. Dennoch wartete das Leitfahrzeug auf der anderen Seite, bis ich aus dem Tunnel herausgekommen war. Ich fuhr nochmal gut 10km weiter, dann fand ich auf der rechten Straßenseite einen Rastplatz mit kurz gemähten Rasen, auf dem schon einige Wohnmobile standen. Ich baute mein Zelt auf, duschte mich kurz ab und legte mich sofort schlafen.
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