Nordkap 2010

 

Endlich ist das Examen (Lehramt Mathe/Physik für Gymnasium) geschafft. Die letzte mündliche Prüfung hatte ich am Donnerstag, den 24.6.10 und fieberte schon meiner Fahrt entgegen. Ich hatte mich bewusst für Nord-Skandinavien entschieden, da ich wohl niemals mehr im Juli Zeit für solche Fahrten haben werde. In Bayern liegen die Sommerferien nämlich immer in August und September - und ich werde Mitte September zum Vorbereitungsdienst als Referendar starten - wohin ich komme, werde ich erst Ende August erfahren.
Den Nachtzug von Nürnberg nach Kolding und die Fähre Hirtshals-Bergen hatte ich bereits zwei Monate vorher gebucht, da Vorbuchen deutlich billiger ist.
Im Folgenden ist der Reisebericht zu lesen, den ich meistens bei schlechtem Wetter niedergeschrieben habe, manchmal mit bis zu 10 Tagen im Verzug. Er wurde also immer zu emotionalen Tiefpunkten verfasst, dennoch habe ich versucht, objektiv zu bleiben... . Klickt man auf die Bilder rechts, so bekommt man alle Bilder dieses Tages (Format jeweils 800x600).
Neu hinzugenommen habe ich den Wetter-Index. Das linke Wetter-Symbol bezeichnet den Vormittag, das rechte den Nachmittag, dazwischen die "Wetternote" für den ganzen Tag.






Start: So 27.6.
km44067
Georgensgmünd (Weg zum Bahnhof)

1

1km
16,5km/h
0:05h

Weitere Bilder am Abfahrtstag Pünktlich um 20.49 verließ ich Georgensgmünd, voll bepackt mit Zelt, Matte, Schlafsack, Klamotten, Kochausrüstung und einigen Lebensmitteln, um mit dem Nachtzug nach Kolding in Süd-Dänemark zu fahren. In Nürnberg musste ich mein Fahrrad komplett abpacken, da das Fahrradabteil im Nachtzug bereits vollständig belegt war. Aber mir wurde sowieso geraten, mein gesamtes Gepäck in das Liegewagen-Abteil mitzunehmen. Im Abteil zwei Waggons weiter traf ich auf zwei Österreicher und einen finnischen Studenten. Es waren nette Leute, aber ein Platz war noch frei.
Gegen 23.00 verschlossen wir unser Abteil und legten uns hin. Doch gegen 24.00 wurden wir in Fulda durch Klopfen geweckt - eine allein reisende Frau kam noch hinzu. Dagegen wäre ja nichts einzuwenden, aber sie schnarchte wie ein ganzes Sägewerk. Dennoch schlief ich wieder ein und wurde um 6.20 geweckt: "Passport Control!" Der Zug stand und es wurden doch tatsächlich die Ausweise kontrolliert.






1.Tag: Mo 28.6.
km44068
Kolding - Fredericia - Arhus - Auning

1

168km
19,7km/h
8:32h

Weitere Bilder am 1.Tag Da ich nun sowieso um 7.15 aussteigen musste, setzte ich mich unten hin und räumte mein Gepäck wieder zurück zum Fahrrad. Der Ausstieg verlief problemlos. Doch als ich losfahren wollte, hatte ich die erste "Überraschung": Die Hülse des hinteren schaltzuges war durchgescheuert und durch die Federwirkung des Kettenwerfers wurde die Kette immer auf das kleinste Ritzel gedrückt. Damit waren auch die kleinsten Berge nicht zu bewältigen!
In Kolding gibt es zwar Fahrradgeschäfte, aber sie öffnen nicht etwa um 8.00 sondern frühestens um 10.00. Außerdem hatte ich auch noch keine dänischen Kronen und die Banken öffen ebenfalls erst ab 10.00 - bei 80€, die ich in Dänemark tauschen möchte, schiebe ich den Banken keine 5€ Automatengebühr in den Rachen!
Also fuhr ich bis Fredericia, das heißt die "Berge" schob ich hinauf. Dort war es 9.40, sodass ich nach einer kurzen Pause Geld tauschen konnte - für die 80€ bekam ich 556DEK, also ziemlich genau im Kurs 1:7. In der Bank fragte ich auch gleich nach einem Fahrradladen, den ich auch auf Anhieb fand - Englischkenntnisse scheinen für die Dänen Selbstverständlich zu sein.Da ich jedoch Schaltzug und Hülse nicht auf Englisch ausdrücken konnte, zeigte ich mein Problem direkt am Rad und bekam entsprechende Ersatzteile.
Nachdem mein Rad wieder flott war, ging es weiter über Vejle - Arhus bis zum Campingplatz in Auning. Es war eine mittlere Anlage mit Tischgarnituren und Kücke mit Gasherd. So konnte ich meine Tagliatelle mit Garnelen-Zwiebel-Soße ohne eigenen Gasverbrauch zubereiten. Für die nacht bezahlte ich 75DEK und bekam 3x2DEK Duschmünzen als "Studentenrabatt".
Gegen 23.00 legte ich mich schlafen - von Dunkelheit konnte jedoch keine Rede sein.

Mein erster Tag Dänemark machte einen sehr guten Eindruck: Sonnenwetter mit 30 Grad, viele Fahrradgeschäfte, extrem rücksichtsvolle Autofahrer, Radwege fast an jeder Straße. Vor allem kann man sich auf einem Radweg auf besten Untergrung verlassen. Im Gegensatz zu Deutschland muss man nicht an jeder Kreuzung über einen abgesenken Randstein donnern. An den Kreuzungen gibt es meist Extra-Ampeln für Radfahrer, die etwas früher grün werden. So wird die Gefahr verringert, von Abbiegern übersehen zu werden.






2.Tag: Di 29.6.
km44240
Auning - Aalborg - Hirtshals

3

166km
21,1km/h
7:53h

Weitere Bilder am 2.Tag "Nachts" wachte ich auf. Meine Tacho-Uhr zeigte 3.50, aber es war schon wieder taghell! Ich wälzte mich hin und her und schlief nochmal bis 7.30.
Kurz nach 9.00 ging es weiter Nach der Fähre bei Hadsund fuhr ich auf Aalborg zu. Da dort die Fahrradroute viel durch Parks und abseits der Straßen geht, verfuhr ich mich etwas, passierte aber dann doch die Brücke über den Langerak. Dort fiel mir wieder richtig auf, was für ein Fahrradvolk die Dänen sind: Während ich normalerweise ständig andere Radfahrer trotz meiner schweren Ladung überhole, wurde ich hier ständig zur Seite geklingelt - sondt konnte ich immer mitten auf dem Weg fahren und musste nicht mit schnelleren Leuten von hinten rechnen. Die Ausfahrt von Aalborg war ganz einfach. Ich hielt mich immer auf der Straße 190. Ich ging stillschweigend davon aus, dass sie einen Radweg hatte. Mit Freude schoss ich aus der Stadt hinaus, doch dann erlebte ich einen hefzigen Wolkenbruch. Bis zum Ortseingang Alborg war es heiß und sonnig, dann zog es zu. Bei gerade einsetzendem Starkregen konnte ich mich noch fast trocken unter einer Brücke niederlassen. Nach einer guten halben Stunde konnte ich wieder weiterfahren.
Die nächsten 40km fuhr ich auf der 190 schnurgerade nach norden, ohne ein einziges Mal auf die Karte zu schauen. Umso erstauner war ich, als ich gegen 19.30 wegen eines Campingplatzes auf die Karte sah, dass es nur noch 30km bis Hirtshals waren.
In Hjörring besorgte ich mir in einem gerade noch offenem REMA1000 Hähnchenbrust und Champignons. 5km vor Hirtshals ging ich auf einen Campingplatz Es war eine Großanlage mit Küche, Aufenthaltsraum, windgeschützten Zeltplatz und Schwimmbecken, Kostenpunkt 85DEK zzgl 1DEK pro Duschminute. Hier wollte ich morgen bleiben, da mein Schiff erst übermorgen mittag fährt. Nach Zeltaufbau, Duschen, Kochen, Essen legte ich mich schlafen.






3.Tag: Mi 30.6.
km44407
Hirtshals - Skagen und zurück

1

140km
20,3km/h
6:52h

Weitere Bilder am 3.Tag Um 8.00 war es bereits so warm im Zelt von der Morgensonne, dass ich aufstehen musste. Nach dem Frühstück verließ ich den Campingplatz mit Tagesgepäck (also nur Wertsachen, Werkzeug und Essen) - ich wollte nach Skagen fahren, dem Nordkap Dänemarks, wo Ostsee und Nordsee zusammenstoßen. Zunächst kam ich in Hirtshals vorbei, um den genauen Weg zur Fähre zu finden, mit der ich morgen Mittag nach Norwegen fahre.
Dann ging es auf dem 1er Radweg direkt am Meer entlang. Teilweise fährt man auf geteerten Nebenstraßen, teilweise auf Scotterwegen zwischen den Dünen. Die ganze Zeit hatte ich starken Rückenwind, was mich zügig vorankommen ließ. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass es ein harter Rückweg wurde. 10km vor Skagen kam der 5er Ostsee-Radweg aus Frederikshavn dazu. Am Norkap-Parkplatz standen etwa 150 Autos und 50 Fahrräder. Die letzten 500m ging es zu Fuß. Der Wind war extrem, aber es war sonnig und hatte etwa 28 Grad.
An einer windgeschützten Stelle ließ ich mich zum Mittagessen nieder. Dann telefonierte ich mit meinem Vater und ließ mich von Jonas anrufen, da es für ihn sowieso nichts kostete. In Dänemark gilt nämlich der Standard-EU-Tarif mit 51ct/min und 21ct/min, wenn man angerufen wird. Mein Handy-Anbieter 1&1 schreibt, in Norwegen koste es 1,99€/min, da es nicht in der EU ist. Vorsichtshalber habe ich mir eine NettoKOM-Karte mitgenommen, die auch in Norwegen zum EU-Tarif anbietet.
Wie zu erwarten war der Rückweg deutlich anstrengender. Ich nahm den 5er Radweg bis kurz vor Frederikshavn und dann kleine Staßen bis Sindal, möglichst viel durch Waldgebiet, da dort weniger Wind ist. Im ALDI Sindal gab ich alle verfügbaren Kronen aus, abzüglich den zu erwartenden Campingplatz-Gebühren. Das Preisniveau liegt etwa 50% über dem in Deutschland, vor allem Süßigkeiten sind sehr teuer (Vergleich zu ALDI-SÜD). Dennoch kaufte ich für 190DEK ein, vor allem Obst und Gemüse, da dies in Norwegen erheblich teurer sein soll. Die 13km bis nach Hjörring waren wohl die windigsten meines Lebens (und möglicherweise nur ein "Vorgeschmack" zu Norwegen, was ich so in Reiseberichten gelesen habe...).
Am Campingplatz angekommen duschte ich mich, wärmte Geschnetzeltes mit Nudeln von gestern in der Mikrowelle (!) auf und bezahlte an der Rezeption 174DEK. Meine restlichen 7,50DEK tauschte ich gegen 1€ bei meinen holländischen Nachbarn. Dann legte ich mich ins Zelt.






4.Tag: Do 1.7.
km44547
Hirtshals (Weg zur Fähre)

1

10km
15,0km/h
0:39h

Weitere Bilder am 4.Tag Da meine Fähre erst um 13.00 fährt, reicht es, um 11.30 loszufahren. Dennoch packte ich bereits um 9.30 alles zusammen, da ich nochmal ins Schwimmbecken am Campingplatz gehen möchte. Doch beim Losfahren krachte es dauernd im hinteren Radlager, als ob die Kugeln aneinanderreiben. Daher packte ich wieder ab und baute mein Hinterrad aus, um zu sehen, ob sich evtl eine Schraube gelockert hat. Doch sie saßen fest. Schließlich ließ ich etwas Kettenöl hineintropfen, das ich dabei hatte. Nach einer kurzen Probefahrt krachte es nicht mehr.
Erleichert ging ich ins Schwimmbecken und zog einige Bahnen. Dann verließ ich den Campingplatz sicherheitshalber doch etwas früher als nötig und erreichte um 11.00 ohne Zwischenfälle den Hafen. Im Gegensatz zur Grichenland-Fähre letzten Sommer, bei der ich als einziger Radfahrer mit regelrechten Stielaugen von Besatzung und anderen Autofahrern angestarrt wurde, gingen hier etwa 10 weitere voll bepackte Radfahrer an Bord. Die Zeit, die wir vor der Fähre verbrachten, verging wie im Flug. Die Radfahrer waren aus Deutschland, Polen und Frankreich. Auf dem Schiff mussten wir ins obere Deck ganz nach hinten. Ich nahm nur den Packsack, die Wertsachen-Packtasche und den Essensrucksack mit hinauf zu den Schlafsesseln.
Nachdem ich zu Mittag gegessen hatte, begann ich, meinen Reisebericht zu schreiben - bisher hatte ich hierfür noch keine Zeit, bzw. keine Zeit genommen. Da das Wetter abgesehen vom Wind sehr schön war, beschloss ich, auf Deck unter freiem Himmel zu schlafen. Schließlich hatte ich auf dieser Fahrt einen richtig dicken Schlafsack dabei.






5.Tag: Fr 2.7.
km44558
Bergen - Knarvik - Rutledalen

3

100km
18,7km/h
5:20h

Weitere Bilder am 5.Tag Die Nacht war zwar zugig, ließ sich aber gut aushalten. Um 6.30 stand ich auf und verstaute mein Zeug wieder bei den Schlafsesseln. Dann ging ich zum Frühstücksbuffet, das ich bereits mit der Fähre vorgebucht hatte. Mit 15€ ist es nicht gerade das billigste, aber bei meinem Nahrungsbedarf durchaus lohnend. Abgesehen von Nutella gab es beinahe alles, was man sich vorstellen kann. Es gab sogar Pfannenkuchen und Fruchtsäfte aller Art.Nach gut einer Stunde verließ ich gut versorgt das Buffet und konnte mich schon bald auf den Weg zum Fahrrad machen. Wir fuhren gerade durch den Fjord von Bergen. Das Wetter war traumhaft, ich musste gleich meine Sonnencreme auspacken. Bei so einem Wetter möchte ich mich nicht so lange in der Stadt aufhalten,lieber gleich losfahren.
Von der Fähre herunter ging ich zur nächstbesten Bank, um mir Norwegische Kronen zu holen. Doch der Automat akzeptierte meine Karte nicht - dabei habe ich eine ganz normale EC-Karte von der Postbank und hatte in Italien und Griechenland keine Probleme damit. Ich probierte es an etwa zehn verschiedenen Banken, fragte auch am Schalter und wurde immer wieder zu einer anderen Bank geschickt. Schließlich beschloss ich, meine 300€ Bargeld, die ich dabei hatte, umzutauschen. Doch bevor ich mich in die Schlange stellte, probierte ich noch den Geldautomaten im Gebäude - und er rückte tatsächlich 3000NOK heraus. Der Wechselkurs den die Bank für Bar-Umtausch auflistete war 7,9NOK für 1€, man kann also etwa 1:8 rechnen. Es war eine größere NORDEA-Bank, deren Automat innen auch "Deutsch konnte", bei allen anderen Automaten konnte man immer nur zwischen Norwegisch und Englisch wählen.
Dann verließ ich fluchtartig die Stadt auf dem Radweg neben der autobahnmäßigen E39. Wie sich später herausstellen sollte, gibt es in Norwegen Radwege nur in geschlossen bebauten Gebieten Radwege - und die sind wesentlich holpriger als die dänischen. Sobald man das letzte Haus hinter sich gelassen hat, endet auch der Radweg, mal abgesehen von den Hauptverkehrsstraßen. Auf kleineren Straßen ist jedoch so wenig Verkehr, dass man sie ohnehin problemlos befahren kann.
Ich fuhr auf der 565 über Aras nach Leirvag. Dann stzte ich über nach Slövag (29NOK). Bereits 10km vor der Anlegestelle hatte es überzogen, auf der Fähre setzte peitschender Regen ein. Als das Schiff auf die Anlegestelle zufuhr, wollte ich natürlich aussteigen. "Do you want to get to the island?", fragte mich der Auto-Einweiser. Tatsächlich machte das Schiff einen Zwischenstopp auf einer Insel und erst die nächste Anlegestelle war mein Ziel. Inzwiechen hatte es aufgehört zu regnen, sodass ich gleich weiterfuhr. Zwar waren die Straßen nass, aber nachdem die Fähre entladen war, KONNTE auch kein Auto mehr kommen. Nach gut einer Stunde begann es erneut zu regnen. In Windeseile suchte ich mir einen Übernachtungsplatz. Ich zeltete direkt an einem eiskalten Fluss. Wie sich herausstellen sollte, war der Platz ziemlich feucht. Dann badete ich im Fluss und kochte mir im Vorzelt Tortellini mit Tomatensoße.






6.Tag: Sa 3.7.
km44658
Rutledalen - Dale - Förde

1

141km
19,0km/h
7:24h

Weitere Bilder am 6.Tag Als ich aufwachte, war es 7.30. Die Sonne stand hoch am Himmel, es war warm. Nach Frühstück und Zeltabbau ging es auf der 57 weiter nach Rutledalen. Dort musste ich von 11.00 bis 12.00 auf die Fähre nach Rysjadalsvika warten, die nur alle 2 Stunden verkehrt. Es gab wie auf der ersten Fähre ein Wartehaus, in dem ich zwei österreichische Radfahrer traf. Es gab auch Toiletten mit Steckdose, sodass ich meinen Foto wieder laden konnte - der Akku zeigte schon wieder fast leer an, obwohl ich ihn erst auf der Überfahrt von Dänemark geladen hatte.
Für die Fähre bekam ich als Student den halben Preis (15NOK), es lohnt sich also zu fragen. Weiter ging es über Dale nach Förde. In Vassenden verließ ich die E39 und nahm den südlichen Weg um den See. Auf halber Länge suchte ich mir einen Übernachtungsplatz. An einer Hauszufahrt ließ ich mich auf einem Seitenweg nieder, der nach 10m im Nichts endete. Zum Abendessen gab es Nudeln mit Hackfleischsoße. Ich kochte gleich die doppelte Portion für morgen abend mit. Gegen 23.00 legte ich mich schlafen, von Dunkelheit jedoch keine Spur.






7.Tag: So 4.7.
km44800
Förde - Stryn - Grotli

2

160km
18,8km/h
8:37h

Weitere Bilder am 7.Tag Die E39 von Skej bis Byrkjeld war ziemlich stark befahren, dann ging es auf der 60 weiter nach Stryn. Da sie fast durchgehend am Fjord entlang führt, gibt es kaum Steigungen. Weiter ging es auf der 15 Richtung Geiranger. Doch ab Hjele geht es zur Sache: Auf 20km sind über 1000 Höhenmeter zu überwinden. Bis die 15 im Tunnel verschwindet, gab es noch etwas Verkehr, darunter auch LKW, doch auf der alten Passstraße 258 war es wie ausgestorben. 4km nach dem Abzweig war die Passhöhe fast erreicht. Dann fährt man 20km fast eben durch ein vegetationsloses Tal auf einer einspurigen Straße zwischen Felsen und Gletscherbächen. Nach leichtem Gefälle bei Grotli kam ich wieder auf die 15, neben der ein Schotterweg verläuft. Direkt an diesem Weg konnte ich auf einer ebenen Gras bewachsenen Stelle mein Zelt aufbauen. Der nächste Gletscherbach mit Wasser zum Trinken und Waschen war keine 100m entfernt, ich frage mich, wozu ich überhaupt 6 leere Flaschen dabei habe. Nach aufgewärmten Nudeln mit Hackfleischsoße und geschmolzenem Käse legte ich mich ins Zelt. Wie im Gebirge zu erwarten, wurde es nachts sehr kalt, aber ich habe einen dicken Schlafsack dabei.
Im Bezug auf Telefonieren in Norwegen kann ich erfreut feststellen: Gespräche nach Deutschland kosten 46ct/min, eingehende Anrufe 17ct/min, SMS 13ct, also weniger der EU-Höchstsatz - ich bekam eine Roaming-Info-SMS. Als ich zu Hause anrief, erfuhr ich, dass ich das Examen mit 2,63 bestanden hatte, mit 2,8 hatte ich gerechnet. Außerdem erzählte man mir, dass Deutschland 4:0 gegen Argentinien gewonnen hatte und nun im Halbfinale gegen Spanien antreten muss. Gerade mit Jonas telefonierte ich öfters. Er kann mich kostenfrei am Handy anrufen und ich zahle "nur" die 17ct/min.






8.Tag: Mo 5.7.
km44960
Grotli - Geiranger - Andalsnes

2

149km
17,9km/h
8:19h

Weitere Bilder am 8.Tag Nach Frühstück und Zeltabbau ging es auf der 15 weiter bis vor den "verbotenen" Tunnel, dann auf der 63 den restlichen Pass auf 1200m hinauf. Auf der Abfahrt zum Geiranger-Fjord machte ich mehrere Pausen zum Bremsen kühlen und dabei zu Fotografieren. Hinter Geiranger geht es wieder auf 600m von Meereshöhe hinauf, bevor die Straße relativ gemächlich nach Eisdalen abfällt. Auf dem letzten Kilometer vor der Fähre (24NOK) setzte Regen ein, eigentlich zur optimalen Zeit. In Linge ging es wieder auf der 63 trocken weiter. Die Auffahrt zum Trollstigen-Pass auf 1100m nahm ich gar nicht richtig wahr. Zum einen sind es nur kürzere Steilabschnitte, zum anderen hatte ich massiven Rückenwind. Die ersten 3km hinter der Passhöhe ging es nur leich abwärts, doch dann kamen die berühmt-berüchtigten 11 Haarnadelkurven direkt unter dem Wasserfall. Obwohl es "nur" 10% abwärts geht (laut Schild), genehmigte ich mir mehrere Kühl- und Fotopausen, besonders steile Passagen schob ich sogar hinunter. Der Sturz letzten Sommer in Griechenland hatte doch seine Spuren hinterlassen, auch wenn mir dort nichts schlimmeres passiert ist.
In Andalsnes nahm ich die 64 und ließ mich nach ca 15km in einem ebenen, trockenem Waldstück nieder. Unweit von mir floss ein Bach mit eiskaltem klaren Gletscherwasser. Ich kochte mir Reis (bereits vorgekocht) mit Hackfleisch und roten Bohnen.






9.Tag: Di 6.7.
km45109
Andalsnes - Sundalsöra

2

162km
19,6km/h
8:16h

Weitere Bilder am 9.Tag Auf der 64 und 660 nach Eidsvag ging es ziemlich eben, wenn man von dem 500m-Pass bei Sylteböen absieht. Die Tunnels nach Sundalsöra auf der 62 kann man auf der alten Straße problemlos umfahren, außerdem habe ich kein Verbotsschild gesehen.
In Sundalsöra tätigte ich in einem "Bunnpris" den ersten größeren Einkauf. Grob überschlagen muss man mit gut doppelten Preisen gegenüber Deutschland rechnen. Milch kostet das 3,5-fache, Obst und Gemüse etwa das 3-fache, Fleisch etwa das 1,5-fache. Cornflakes und Müsli kosten etwa dasselbe. Auch Nudeln, Fisch, Garnelen und gefrorenes Gemüse gibt es auf deutschem Preisniveau. Die Supermarkt-Dichte ist gemessen an den Einwohnerzahlen sehr hoch. Im Gegensatz zu Deutschland liegen sie meist mitten im Ort, meistens an den großen Kreuzungen. In mittelgroßen Orten haben sie Mo-Fr 9-21Uhr geöffnet, Sa meist etwas kürzer. In ländlichen Gebieten schließen sie oft schon um 17.00, in größeren Städten dagegen erst um 23.00.
Gleich hinter Sundalsöra auf der 70 nach Norden durchquert man drei beleuchtete (Natur-) Tunnels jeweils mit 1,2km, nur die Tunnelportale sind betoniert. Ich durchfuhr sie mit Aufstecklicht und meiner leuchtend gelben Fahrradjacke. Da sich der Verkehr in Grenzen hielt, war die Durchfahrt kein Problem. Es ist auch nicht so eng, wie man es sich immer vorstellt. Ich sehe sie größte Gefahr darin, dass man beim Einfahren in den Tunnel übersehen wird, vor allem bei sonnigem Wetter.
In Alvund ging es auf der 670 weiter zur Fähre von Rykkiem nach Kvanne (24NOK). Kurz hinter Skej ließ ich mich auf einem teils geschotterten, teils grasigen Platz nieder. Leider liegt direkt daneben ein Sumpfgebiet und es war windstill. Eine solche Mückenplage habe ich noch nicht erlebt! Während sich die Bremsen und die "normalen" Stechmücken problemlos mit Autan bekämpfen lassen, lassen sich die kleinen Fliegen überhaupt nicht beirren. Sie kriechen zu tausenden unter die Haare und auf die Haut und beißen zu. Beim Kochen führte ich einen regelrechten Affentanz auf. Auch das Abendessen aus Nudeln gebraten mit Ei und Frostgemüse dazu wurde mit einer insektenhaltigen Fleischeinlage verfeinert. Erst auf der Flucht ins Zelt wurde ich die Plagegeister bis zum Morgen los.






10.Tag: Mi 7.7.
km45271
Sundalsöra - Flakk - Rörvika

1

151km
19,4km/h
7:48h

Weitere Bilder am 10.Tag Auf der 65 ging es weiter auf Trondheim zu - der Verkehr wurde merklich dichter, aber immer noch nichts verglichen mit mitteleuropäischen Maßstäben. Über einen Großteil der Strecke hätte es auch dazu parallele Nebenstraßen gegeben, aber ich war zu faul, dauernd auf die Karte zu schauen, weil es so schön voranging. Ab Orkanger nahm ich die alte Nationalstraße parallel zur E39. Da ich mit dem Fahrrad keinen Wert auf größere Städte lege, bog ich in Klett von der Hauptroute ab und fuhr auf der 715 nach Flakk, um nach Rörvik überzusetzen. Für Personen ist diese Fähre frei, die Bezahlung der Fähre erfolgt über das videogestützte Mautsystem von Trondheim. Nach Stoan nahm ich eine Abkürzung und kam bei strahlender Abendsonne an einem See vorbei. Dort baute ich mein Zelt auf und kochte mir Thunfisch in Tomaten-Zwiebelsoße mit Nudeln von gestern. Sobald ich gegessen hatte, kamen wieder die Mücken, da es völlig windstill wurde. Mir blieb nur noch die Flucht ins Zelt.






11.Tag: Do 8.7.
km45422
Rörvika - Namsos

2

150km
20,3km/h
7:24h

Weitere Bilder am 11.Tag In Stoan kam ich auf die 720, dann ging es auf der 17 weiter bis Namsos. Abgesehen von 15min Nieselregen war das Wetter sehr gut, so gut dass ich mir einen leichten Sonnenbrand holte. Man merkt doch deutlich, dass Nord-Norwegen dünner besiedelt ist. So fand ich an der 17 nach Namsos zwar zahlreiche Supermärkte, die jedoch schon alle um 17.00 oder 18.00 geschlossen waren. In Namsos fand ich einen Groß-COOP, der bis 21.00 offen hatte. Für meine Ansprüche war er zu groß. Ich konnte feststellen, dass Großpackungen deutlich billiger sind - in Deutschland ist der Mengenpreis nahezu identisch. So Kaufte ich mir 1,1kg Hähnchenbrustfilet, 1kg Käse, 1kg Reis, 1kg Cornflakes, 1kg Knäckebrot und einiges mehr. Ausgestattet mit Abendessen suchte ich auf der 769 gleich hinter Namsos einen Übernachtungsplatz. Im Wald an einem Schotterweg ließ ich mich auf einem Wiesenplatz nieder. Es war das bisher schlimmste Mückenerlebnis! Unmittelbar nach dem Kockvorgang verschanzte ich mich zum Essen ins Zelt und ließ über Nacht alles liegen und stehen. Auch nachts einsetzender Regen bewegte mich nicht zum Aufstehen.






12.Tag: Fr 9.7.
km45572
Namsos - Hofles - Kolvereid

1

89km
19,5km/h
4:35h

Weitere Bilder am 12.Tag Zum Frühstücken verließ ich das Zelt nicht - erst nachdem ich das Essen verpackt hatte, ging ich hinaus und baute trotz Sonnenschein bei größter Mückendichte das Zelt ab. Weiter ging es auf der 769 nach Lund. Nach 20min Wartezeit kam ich auf die Fähre, die mich komischerweise kostenlos auf die andese Seite nach Hofles nahm. Weder vor der Fähre noch auf der Fähre ging ein Ticketmann zum Kassieren herum. Beim Herunterfahren knarzte mein Hinterrad wieder wie am letzten Tag in Dänemark. Wahrscheinlich hatte es nachts zu viel Nässe abbekommen. Es knarzte vor allem beim Rollen, bei Bergfahrten dagegen fast nicht. In Kolvereid gab es laut Fahrrad-Reiseführer eine Fahrradwerkstatt. Ich erklärte mein Problem und baute gemeinsam mit dem Mechaniker das Hinterrad aus. Er meinte, es lag am Schaltkranz, der nicht richtig festgezogen war. Nach kurzer Testfahrt ohne Gepäck schien alles in Ordnung zu sein. Zusätzlich besorgte ich mir noch eine Hülse für den hinteren Zug. Durch die Taschen war die schon ziemlich durchgescheuert. Er verlangte nur 20NOK für die Hülse. Als ich jedoch aufgepackt hatte, knarzte es wieder. Ich kehrte zum Fahrradgeschäft zurück und sagte, dass es nichts gebracht habe - gerade noch rechtzeitig, denn sie waren gerade am Aufräumen. Er meinte, man müsste das Hinterrad tauschen. Als wir schon Schlauch und Mantel ummontiert hatten, stellte er fast, dass meine Schaltkassette nicht daraufpasste. Da er kein passendes Rad da hatte, montierte er Schlauch und Mantel wieder zurück und schraubte das Lager auf. Es war etwas rostig. Der normalerweise grüne Schmierstoff war auf der Außenseite bereits orange. Er gab auf beiden Seiten eine gehörige Portion Schmierstoff hinzu und verschraubte das Lager wieder. Bei einer ersten Testfahrt war nichts zu hören, auch nicht beim Rollen. Als ich zahlen wollte, sagte er "Nothing". Insgesamt hatte er zusammen mit mir eine Dreiviertelstunde gewerkelt und eine halbe Stunde später Feierabend! Ich hätte nie gedacht, dass Menschen so hilfsbereit und uneigennutzig sein können!

Erleichtert fuhr ich weiter. Mein Hinterrad drehte sich wieder völlig geräuschlos. Doch gut, dass er kein passendes Rad dagehabt hatte! 10km nachdem ich auf die 771 abgebogen war, wollte ich an einem schönen See eine kurze Rast machen. Der Platz gefiel mir so gut, dass ich gleich übernachtete. Da ein leichter Wind wehte, gab es auch kaum Insekten. Direkt am Kiesstrand, den ich vorher etwas planierte, baute ich mein Zelt auf und wärmte mir den Reis mit Geschnetzeltem von gestern auf. Da ich Zeit hatte und auch endlich die Gaskartusche leer bekommen wollte, kochte ich auch noch den restlichen Reis der 1kg-Packung. Dies ist ein Geduldsspiel und würde an Masochismus grenzen, wenn ich noch hungrig wäre. Nach einem erfrischenden Bad im See legte ich mich ins Zelt.






13.Tag: Sa 10.7.
km45663
Kolvereid - Sandnessjöen

4

148km
22,1km/h
6:42h

Weitere Bilder am 13.Tag Da es morgens etwas regnete, frühstückte ich im Zelt. Doch der Regen ließ nach und ich fuhr los. Der Wind stand günstig für mich, er bleis mich förmlich nach Solestadt, wo ich nur 15min auf die Fähre nach Vennesund warten musste. Vom Sturm aus Süden geblasen erreichte ich die Anlegestelle Horn. Dort musste ich knapp eine Stunde warten. Diese Zeit nutzte ich gleich zum Mittagessen. Ich stellte eine Holzbank hinter das WC-Haus in den Windschatten. Zum Glück regnete es nicht, da es abgesehen vom WC keinen trockenen Platz gab. Als die Fähre kam, begann es richtig zu regnen. Auch in Andalsvagen regnete es immer noch. Da auch hier das WC der einzige trockene Ort war, verzog ich mich dorthin für gut eine Stunde zum Tagebuch-Schreiben. Ich brauchte mir überhaupt keinen Stress zu machen, denn ich hatte nur 17km bis zur nächsten Fähre zu fahren und dafür knapp dreieinhalb Stunden Zeit - die nächste Fähre wäre in 25min gegangen, optimal für Autofahrer, aber nicht für Radfahrer. Doch auf dem WC hatte ich vorerst meine Ruhe, da vorerst weder eine Fähre ankam noch abfuhr.

Nach den regenfreien und autofreien 17km mit einigem Spritzwasser von unten erreichte Forvika 90min vor Abfahrt der Fähre. Dort zug ich mich in eine Bushaltestelle zurück und kochte mir Reis mit roten Bohnen und Hackfleisch. Bei gerade wieder einsetzendem Regen ging es auf die Fähre. Da es in Tjotta nicht mehr regnete, ließ ich mich vom Rückenwind weiterblasen. Kurz vor Sandnessjöen ließ ich mich in einer 1,50m hohen Holzhütte auf einem Kinderspielplatz nieder. Es scheint ein Lagerplatz für Grill- und Feuerholz zu sein, da noch einige Holzscheiter herumlagen. Ich räumte sie in eine Ecke, legte Picknickdecke und Matte aus und hüllte mich im Schlafsack ein.






14.Tag: So 11.7.
km45811
Sandnessjöen - Jektvika - Reppa

1

156km
19,1km/h
8:13h

Weitere Bilder am 14.Tag Um 7.00 wachte ich auf, geblendet von der Morgensonne, die voll in die Hütte hineinschien. Zügig kam ich nach Levang. Dort musste ich 20min auf die Fähre warten und kam sofort wieder mit deutschen Campern zusammen. Hinter Nesna steigt die Straße steil an und man hat immer wieder traumhafte Ausblicke. Am höchsten Punkt fand ich einen Rastplatz mit Aussichtspunkt zur Mittagspause. Im weiteren Streckenverlauf durchfuhr ich zwei 3km-Tunnel. Bei dieser Verkehrsdichte hatte ich kein Problem damit. Etwas Bedenken hatte ich wegen des großen Lichtkontrastes durch die strahlenden Sonne. Auf der Fähre von Kilboghamn nach Jektvika musste ich gut eine Stunde warten - ich nützte die Zeit, um mein Abendessen zu kochen. Als ich die Fähre in Jektvika verließ, war es bereits 22.30. Ich ließ alle Autos herausfahren und hatte anschließend die Straße für mich allein. Im 3km-Tunnel vor Reppa war ich völlig alleine unterwegs. Hinter dem Tunnel fand ich einen schönen Rastplatz, an dem ich auch gleich mein Zelt aufschlug und mich schlafen legte. Es war zwar unmittelbar an der Straße, aber da nachts keine Fähren verkehren, ist sie praktisch autofrei.






15.Tag: Mo 12.7.
km45967
Reppa - Saltstraumen

3

130km
20,6km/h
6:20h

Weitere Bilder am 15.Tag Nach einem Schönwettertag sieht es heute wieder schlechter aus. Ich baute mein Zelt ab und frühstückte unter einer der Sitzplatzüberdachungen. Fast regenfrei erreichte ich Agskardet - und das Schiff fuhr vor meinen Augen davon. Die 45min Wartezeit nutzte ich, um meine Fahrradkleidung im WC neben dem Warteraum zu waschen und trockenzuföhnen. Auch mein Foto und Handy freuten sich über etwas Ladestrom. Kurz hinter Foröya verließ ich die 17, um die Fähre von Vassdalsvik nach Örnes zu nehmen - der 7km-Tunnel ist für Radfahrer gesperrt, worauf ich sowohl im Reiseführer als auch auf den Wegweisern deutlich hingewiesen wurde. Die Fähre von Vassdalsvik nach Örnes verkehrt nur etwa alle 3 Stunden und abgesehen von einem norwegischen Standard-WC (etwas besseres DIXI) gab es keine Unterstellmöglichkeit in näherer Umgebung. Momentan regnete es nicht, konnte aber jederzeit damit anfangen. Ich fand jedoch ein nach unten offenes Bootshaus, in dem ich gut zwei Stunden mit Kochen, Essen und Tagebuch schreiben verbrachte.

Als ich auf die Fähre kam, regnete es kurzzeitig heftig. In Örnes hatte der Regen jedoch wieder aufgehört, die Straßen waren wieder trocken und es bließ ein heftiger Rückenwind. Wenige Kilometer vor Saltstraumen ließ ich mich hinter einer Fjordbrücke etwas windgeschützt zwischen ein paar Bäumen auf einer Grasfläche nieder. Ich "duschte" mich, aß ein paar Kleinigkeiten und legte mich ins Zelt. Mittlerweile sehe ich es als durchaus vorteilhaft an, unterwegs zu kochen anstatt abends am Zeltplatz. Unterwegs hat man meistens bessere Möglichkeiten dazu (Tisch u. ä.) und vor allem weniger Mücken.






16.Tag: Di 13.7.
km46098
Saltstraumen - Bodö - Moskenes - Leknes

3

94km
18,6km/h
5:01h

Weitere Bilder am 16.Tag Leider war es morgens völlig windstill, sodass es von den kleinen Mücken nur so wimmelte. Nach dem Frühstück (im mückensicheren Innenzelt) packte ich in höchster Geschwindigkeit zusammen und verließ fluchtartig den Platz. Nach 2 Stunden erreichte ich Bodö, um nach Moskenes zu den Süd-Lofoten überzusetzen. An der Touristinfo erfuhr ich, dass die nächste Fähre in 2 Stunden geht, Überfahrtdauer 4 Stunden, 158NOK, Fahrrad frei. Außerdem erfuhr ich, dass es in der Stadtbibliothek freies Internet gibt.Dort angekommen konnte ich mich einfach an einen PC setzen und ohne Namens- oder Passworteingabe lossurfen. Auf einer so langen Fahrt brauche ich ab und zu Internet, nicht nur um Urlaubsgrüße zu schicken, sondern auch, weil mein Postfach nur 30 Tage Vorhaltezeit hat.

Nachmittags ging es dann auf die Fähre. Es war ein etwas größeres Schiff, wohl auch nötig, da es im Gegensatz zu den Fjordfähren über offenes Meer fährt. Das Autodeck wurde randvoll, dementsprechend viele Passagiere waren auch an Bord. Ich setzte mich zu einem älteren norwegischen Paar hinzu. Die Überfahrt verlief sehr ruhig und ich verbrauchte einige Zeit mit Tagebuch schreiben. Aber natürlich unterhielt ich mich auch auf Englisch mit meinen Nachbarn. Ich erzählte über das Leben in Deutschland und das Radfahren in Griechenland usw. Wie meistens als Radfahrer in Norwegen wurde ich regelrecht verehrt. Bevor wir in Moskenes ausstiegen, drückte mir die Frau einen 1000NOK-Schein in die Hand, umgerechnet 125€! "You can eat some Norwegian food in the restaurant". Zunächst wollte ich das Geld nicht annehmen, aber sie bestand darauf. Ins Restaurant werde ich deshalb wohl nicht gehen, aber mehr teureres Obst, Gemüse und mehr Süßigkeiten springen da schon heraus! Beim Einsteigen in die Fähre hatte es heftig geregnet. Auch während er Überfahrt regnete es die meiste Zeit. Nun war es wieder trocken, aber kalt und windig, zum ersten Mal ein Fall für die Handschuhe.

In einer windgeschützten Bushaltestelle machte ich Pause Ich kochte mir Nudeln mit Hackfleischsoße. Das Nudelkochen mit meinem 1,3kW-Kocker war ein regelrechtes Trauersspiel. Ich kochte mir gleich 500g Nudeln, also gleich für morgen abend mit. Früher funktionierte der Kocher besser, diese Mengen waren nie ein Problem, aber anscheinend ist er in die Jahre gekommen. Eineinhalb stunden spätter fuhr ich satt und zufrieden weiter. Um Mitternacht hatte ich ein wunderschönes Abendrot am Himmel. Leider konnte ich nicht noch mehr Bilder machen, da mein Akku kältebedingt streikte.

Gegen 0.45 verfinsterte sich der Himmel, bis zum nächsten Regenguss kann es nicht mehr lange dauern. Gerade noch rechtzeitig, als die ersten Tropfen fielen, baute ich mein Zelt auf. Auf der Fähre hatte ich erfahren, dass das Wetter morgen besonders schlecht sein sollte, ab übermorgen wieder besser. Auch deshalb bin ich heute so lange gefahren, weil ich wusste, dass ich morgen wohl längere regenbedingte Pausen haben werde.






17.Tag: Mi 14.7.
km46192
Leknes - Melbu

5

125km
20,0km/h
6:15h

Weitere Bilder am 17.Tag Als ich gegen 9.00 aufwachte, regnete und stürmte es, dass das Zelt wackelte, an eine Sturmverspannung hatte ich natürlich nicht gedacht. Dennoch frühstückte ich und schrieb meinen Reisebericht weiter. Was hätte ich auch anders tun sollen? Aufgrund des relativ guten Wetters der bisherieg Fahrt war ich sowieso etwa eine Woche im Rückstand. Nach einer heißen Mittagssuppe im Zelt ließ der Regen tatsächlich so weit nach, dass ich das Zelt abbaute und weiterfuhr.

Unmittelbar vor mir lag der Tunnel zwischen Nappa und Leknes (Verbindung zwischen Flakkstadöya und Vestvagöya). Durch den Tunnel führt ein Fahrradweg bzw. ein etwas breiterer Gehsteig. In Leknes bog ich auf die südliche Variante, die 815 ab. Laut Reiseführer soll sie sich bei Gegenwind leichter fahren lassen, da sie mehr durch klein gegliederte Fjordlandschaft führt. In Smorten überquerte ich auf der E10 die Brücke nach Austvagöya. Unmittelbar hinter der Brücke befindet sich ein wunderbarer Rastplatz mit WC und beheizten Innenraum, ideal für eine längere Pause bei dieser Kälte!

Bei etwas höherer Temperatur ging es weiter nach Fiskeböl. Dort sollte man besser die Fähre nach Melbu nehmen, da es auf der E10 teils auch längere Tunnels gibt, die möglicherweise für Fahrräder gesperrt sind. Leider setzte 5km vor Fiskeböl heftiger Regen ein, sodass meine Jacke nass wurde. Ich hatte aber Glück im Unglück: Um 21.58 erreichte ich die Anlegestelle, die letzte Fähre des Tages ging um 22.00. Nur der Regen hatte mich zu so schneller Fahrt veranlasst. Auf der Fähre (33NOK) gab es einen Händetrockner am WC, sodass ich meine Jacke sofort wieder trocken föhnen konnte. Außerdem füllte ich meine Flaschen mit heißem Wasser auf. Nach der Fähre hatte der Regen schon wieder aufgehört und es ging auf der 92 weiter nach Sortland. Nach 10km schlug ich auf einer abgemähten Wiese mein Zelt auf, "duschte" mich mit dem heißen Wasser, wärmte mir die Nudeln mit Hackfleischsoße auf und legte mich schlafen.






18.Tag: Mo 15.7.
km46316
Melbu - Sortland - Andenes

1

145km
19,3km/h
7:31h

Weitere Bilder am 18.Tag Heute geht es auf der 82 über Sortland-Risöyhamn nach Andenes, von dort will ich die Fähre nach Gryllefjort/senja nehmen. In Sortland fand ich einen REMA und ein Outdoorgeschäft direkt daneben. Eigentlich wollte ich mir nur eine neue Gaskartusche besorgen, aber da sah ich einen 2,9kW-Gaskocher für CV470-Kartuschen, dasselbe System wie mein anderer Kocher. Als Selbstversorger schlug ich natürlich sofort zu. Ich zahlte 299NOK für den Kocher und 99NOK für die Gaskartusche, kaum teurer als in Deutschland. Nebenan im REMA besorgte ich mir für 300NOK eine gehörige Portion Essbares. Zwar ist Obst und Gemüse genauso teuer wie in anderen Läden, aber sie verkaufen viele preiswerte Standardprodukte der Eigenmarke "Landlord". Nach "Sofortverzehr sperriger Nahrungsmittel" und Verladung ging es auf der 82 weiter nach Nordosten. Das Wetter war heute wieder sehr schön. Die Luft hatte etwa 20 Grad und die Sonne schien den ganzen Tag.

Ab Risöyhamn wurde es jedoch richtig ungemütlich, da ich heftigen Gegenwind hatte. Stunde um Stunde kämpfte ich mich vor nach Andenes, etwa alle 10km machte ich Pause im Windschatten von Häusern in der Sonne, die von der anderen Seite kam. In Andenes sah ich, dass die letzte Fähre bereits um 17.30 abgefahren war - mittlerweile war es 20.30. Ich fuhr ca 3km zurück zum nächstgelegenen Campingplatz. Zum frei campen war hier kein Platz und ich wollte auch nicht in völlig ungeschütztem Gelände zelten. Am Campingplatz baute ich mein Zelt in einer windgeschützten Kuhle auf. Zwar pfiff auch hier der eiskalte Wind, aber er kam als gleichmäßiger Zug und nicht stoßweise wie vor zwei Nächten. Zu bezahlen hatte ich 100NOK für den Campingplatz, 10NOK für 5min heiße Dusche und 30NOK für die Waschmaschine, die ich bei dieser Gelegenheit schon benutzen wollte. Für einen Alleinreisenden sind die 100NOK schon viel, aber 5 Personen mit PKW in einem großen Zelt zahlen genau dasselbe. Nach zwei Wochen mal wieder "richtig" zu duschen ist für mich ein regelrechter Luxus. Zum Wäsche-Waschen fragte ich meine dänischen Nachbar-Camper nach Waschpulver - vielen Dank an dieser Stelle. Während die Maschine lief ging ich in die Küche bzw in den Aufenthaltsraum des Platzes. Ich fand eine regelrechte Luxusausstattung mit Töpfen, Pfannen, Geschirr usw. vor. Zum Abendessen briet ich mir Nudeln mit 4 Eiern auf - so etwas kann man sinnvollerweise nur in einer Teflon-beschichteten Pfanne machen. Die anderen 8 Eier kochte ich. Inzwischen war meine Wäsche sauber und ich hängte sie im ca 30 Grad warmen Waschraum zum Trocknen auf. Mittlerweile war es Mitternacht und ich konnte nochmal das herrliche Abendrot betrachten, bevor ich mich zufrieden ins Zelt legte.






19.Tag: Fr 16.7.
km46461
Andenes - Gryllefjord - Tromsö - Svensby

5

203km
19,0km/h
10:40h

Weitere Bilder am 19.Tag Um 7.00 wurde ich von meinem Handy geweckt, nun ging es Schlag auf Schlag: Frühstück, Zeltabbau, die inzwischen trockenen Klamotten aus dem Waschraum einpacken, Fahrrad aufpacken und ab zur Fähre, die um 9.00 geht. Um 8.45 erreichte ich den Hafen. Sie kassierten 160NOK und 30NOK für das Fahrrad extra, für eine knappe 2-Stunden-Überfahrt auf einem alten Schiff, das trotz scheinbar ruhigen Wetters wie auf einer Achterbahn auf- und niederschaukelte. Auch mir wurde es etwas schlecht, sodass ich mich auf eine der Sitzbänke längs hinlegte und norwegisches Radio aus dem Deckenlautsprecher des Aufenthaltsraumes hörte. Eigentlich hätte ich Reisebericht schreiben wollen. Um 10.45 erreichten wir Gryllefjord auf der Insel Senja. Bis Haverfjorda fuhr ich auf der 86, dann ging es weiter auf der 862. Die Straße durchquert Tunnels unterschiedlichsten Ausbauzustandes. Die ersten beiden sind norwegische Standard-Tunnels, also ca 6m breit, Naturfels, mäßig beleuchtet. Der dritte Tunnel war betoniert, hell erleuchtet und breit wie eine Autobahnseite. Die letzten drei Tunnels waren kurvig und gleichzeitig so eng, dass sich Autos nur an bestimmten Stellen begegnen konnten. Nach jedem Tunnel hat man traumhafte Ausblicke auf immer wieder andere Fjordlandschaften. Das Wetter war bis jetzt mäßig: windstill, bewölkt, regenfrei, aber sah aus als ob es gleich anfinge. An der Anlegestelle Botnhamn gab es einen bereits geschlossenen Kiosk mit vorspringenden Dach. Dort packte ich meine Kochausrüstung aus und machte mir Nudeln mit Geschnetzelten. Mit zwei Kochern geht das schon um einiges schneller! Mittlerweile hatte es tatsächlich angefangen zu regnen. Während ich aß, traf ich wieder die dänische Familie mit PKW, die mir am Campingplatz das Waschpulver gegeben hatte. Sie hatten die 13.00-Fähre genommen und sind nur durch Regen gefahren. Nach insgesamt eineinhalb Stunden kam die Fähre und nahm mich mit nach Hillesöy. Dort regnete es immer noch ziemlich stark, sodass ich mich nochmal für eine Stunde in einer Bushaltestelle niederließ. Dann nieselte es nur noch und ich fuhr weiter nach Tromsö. Dort war es 23.30 und er Regen hatte komplett aufgehört. Ich fuhr immer weiter und erreichte um 3.00 die Anlegestelle von Breikeidet. 500m davon entfernt fand ich ein zum Meer hin offenes Bootshaus, in dem ich mich schlafen legte. Ich konnte am Ullsfjorden bereits ein wunderschönes Morgenrot sehen.






20.Tag: Sa 17.7.
km46664
Svensby - Olderdalen - Storslett

1

147km
19,4km/h
7:34h

Weitere Bilder am 20.Tag Um 7.40 ließ ich mich wecken, um die erste Fähre um 8.10 nach Svensby zu bekommen. Nach 21km, noch ohne Frühstück erreichte ich Lyngseidet, wo ich erstmal in einem REMA meine Nahrungsvorräte aufstockte und anschließend gemütlich frühstückte. Um 10.50 ging es auf die Fähre nach Olderdalen. Das Wetter war wieder traumhaft schön. Man kann gerade meinen, dass sich Schön- und Schlechtwettertage immer genau abwechseln. Nachdem ich etwa 85km auf dem Tacho hatte, machte ich eine längere Pause. Ich hatte 1,1kg Hähnchenbrustfilet und 500g Nudeln zu verarbeiten. Ich hatte einen schönen Rastplatz am Fluss mit Tischgarnituren. Regenschutz gab es abgesehen vom WC keinen, brauchte ich aber auch beim besten Willen nicht! Nach ca. 2 Stunden ging es auf der E6 weiter auf die Karte schaute ich überhaupt nicht, da es sowieso keine Verzweigungen gibt. Und so kann ich auch nicht mehr sagen, wo ich mich nachts niedergelassen habe. Mir war nur ein ebener Platz aus Gras und ein Fluss zum Waschen wichtig. Bis Alta waren es jedenfalls laut Schild 99km.






21.Tag: So 18.7.
km46811
Storslett - Alta - Skaidi

5

170km
18,9km/h
9:00h

Weitere Bilder am 21.Tag Als ich aufstand und frühstückte, konnte ich beobachten, wie sich langsam Wolken vor die Sonne schoben. Komplett trocken packte ich mein Zeug ein und fuhr los. Nach 20km, die ich recht zügig vorankam, setzte Nieselregen ein, der nach weiteren 10km in stärkeren Regen überging. Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig auf einen Rastplatz ins WC flüchten. Das WC ist so geräumig, dass das Fahrrad problemlos hineinpasst. Dort verharrte ich zweieinhalb Stunden bei geschlossenem Deckel, während ich Reisebericht schrieb.

Dann ließ der Regen etwas nach und ich fuhr mit Überschuhen bewaffnet weiter. In einer Bushaltestelle kurz vor Alta (Sitzbank, ggf. Regenschutz) wärmte ich mir mein Abendessen auf. Es war zwar bereits 19.30, aber da jetzt sogar die Straßen trocken waren, beschloss ich, weiterzufahren. In meinem Reiseführer wurde ich gewarnt, dass es zwischen Alta und Skaidi keinerlei Schutzmöglichkeit gegen Wind und Wetter gibt. Die E6 führt zunächst über einen kleinen Pass in ein anderes Flusstal, daa führt sie hinauf in ein Fjell, ein völlig vegetationsloses ebenes Hochland. Ich kam gut voran, da ich Rückenwind, ja regelrechten Sturm von hinten hatte. Zeitweise rollte ich auf der Ebene mit 50km/h! Doch dann machte die Straße eine Kurve und ich hatte mehrere Kilometer mit Seitenwind zu kämpfen. Diese Kilometer waren wohl die schwersten der bisherigen Fahrt. Ich hatte Mühe, überhaupt geradeaus zu fahren! Doch kurz bevor meine Kräfte völlig erschöpft waren, führte die Straße wieder in ein bewaldetes Flusstal hinein, sodass ich mich wieder erholen konnte. Etwa 20km vor Skaidi fand ich einen schönen Rastplatz mit Grasfläche und WC, an dem ich mein Zelt aufschlug und sofort todmüde hineinfiel.






22.Tag: Mo 19.7.
km46981
Skaidi - Olderdalen - Nordkap

3

176km
19,4km/h
9:02h

Weitere Bilder am 22.Tag Nach dem Frühstück ging es weiter nach Skaidi. Neben Olderfjord 25km weiter sollen dies die letzten Einkaufsmöglichkeiten bis Honningsvag auf der Nordkapinsel sein. Allerdings sind es nur Tankstellenshops mit nur begrenztem Angebot, aber nur unwesentlcich teurer als normale Supermärkte. Ich besorgte alles, was ich bis zum nächsten Frühstück brauchte. Auch zwischen Skaidi und Olderfjord fährt man nochmal kurz durch offenes Gelände. Hinter Olderfjord gibt es überhaupt nichts mehr: kaum Dörfer, Bäume und Unterstellmöglichkeiten.Nur 100km vor dem Nordkapp (laut Wegweiser) gibt es einen schönen Rastplatz mit Fluss, WC, Bademöglichkeit im Meer und einem frei zugänglichem Holzhaus - mit anderen Worten ein idealer Übernachtungsplatz für Radfahrer und Wanderer.

Das Wetter war durchwachsen, teils Sonne, teils Wolken, etwas Wind, für mich die meiste Zeit Rückenwind. So war ich zuversichtlich, noch heute am Nordkap anzukommen. Auf Grund des geringen Verkehrs waren die Tunnels kein größeres Problem für mich. Der Nordkap-Tunnel mit 7km hat es jedoch in sich, da er zunächst auf 200m unter den Meeresspiegel hinuntergeht, anschließend wieder mit 10% Steigung hinauf. Das Lauteste sind nicht die Fahrzeuge im Tunnel sondern die Deckenventilatoren. Nach dem Tunnel kommt man an die Mautstelle, an der dieselbe Maut verlangt wird wie für die Fähre, die früher die Nordkapinsel mit dem Festland verband. Dies bedeutet 47NOK pro Person, 145NOK für Fahrzeuge bis 6m und 460NOK für Fahrzeuge über 6m Länge. Mittlere und große Wohnmobile werden also bewusst abgezockt! Aus Ehrfurcht vor er großen sportlichen Leistung haben Radfahrer freie Fahrt durch den Tunnel. Gleich hinter der Mautstelle gibt es einen wind- und regengeschüzuten Rastplatz, an dem ich Spaghetti mit Thunfischsoße kochte.

Die letzten 50km waren nochmal richtig anstrengend. Auf einer ständigen Berg- und Talfahrt kurz hinter Honningsvag und vor allem heftigen Gegen- und Seitenwind, der ungehindert über die beinahe nackten Felsen ungehindert fegen gann, erreichte ich den Großparkplatz vor dem Nordkapgebäude. Nachdem ich 150NOK bezahlt hatte (reguläre motorisierte Besucher zahlen 235NOK pro Person), baute ich zwischen den Campern etwas windgeschützt mein Zelt auf und betrat das Nordkap-Gebäude. Es war 22.00 und ein riesiger Andrang, auf dem Parkplatz standen etwa 30 Reisebusse. Ich lief auch zur Landesspitze vor und konnte, soweit nicht von anderen Touristen buchstäblich überschattet, die Sonne "untergehen" sehen. Dann füllte ich am WC meine Flaschen mit heißem Wasser auf und "duschte" mich vor dem Zelt. Dann wärmte ich mir die Spaghetti mit dem Geschnetzelten auf und ging anschließend frisch gestärkt wieder ins Nordkapgebäude. Wie auf Kommando verließen die die Reisebusse um Mitternacht mitsamt den Touristen die Anlage, sodass ich nochmal eine ruhige Stunde im Gebäude genießen konnte. Als ich um 1.00 bei Schließung das Gebäude verließ, war ich auf dem war der Bus-Parkplatz wie leer gefegt. Ich war mit 4 weiteren Radfahrern und etwa 100 Wohnmobilen alleine. Der Himmel hatte überzogen und es begann gerade zu regnen und zu stürmen. Gut so jetzt!






23.Tag: 20.7.
km47156
Nordkap - Repvag

5

81km
17,8km/h
4:34h

Weitere Bilder am 23.Tag Es war gut, dass ich mein Zelt mit Sturmleinen gesichert hatte, soweit dies der steinige Boden zuließ. Um 10.30 baute ich das Zelt bei Sturm und Regen ab, da um 11.00 das Nordkap-Gebäude öffnet. Ich parkte mein voll beladenes Fahrrad in den Eingangsbereich. Da ich sowohl in meinem Reiseführer als auch in zahlreichen Reiseberichten gelesen hatte, dass man sich als Radfahrer in ein spezielles Gästebuch eintragen könne, fragte ich gleich am Info-Point nach. Doch sie wussten von nichts und schließlich sagte mir einer der Bediensteten, dass dieses Buch nicht mehr existiere. Abgesehen von der Tunnelmaut wurden also alle Privilegien für Radfahrer abgeschafft! Um 12.00 lief der nächste Film im 3D-Kino. Er zeigt eindrucksvolle Landschaftsbilder der Nordkapinsel aus allen Jahreszeiten. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass hier im Winter meterhoch der Schnee liegen kann. Nach dem Film sah es draußen wieder recht freundlich aus. Ein paar harmlose Wolken wechselten mit Sonne ab. Typisch norwegisches Wetter: Zu jeder Zeit alles möglich!

Die Rückfahrt nach Honningsvag war etwas einfacher als die Hinfahrt. Zum einen geht es mehr bergab, zum anderen hatte ich vorwiegend Rückenwind. Hungrig und mit kaum noch Essen in den Taschen machte ich im REMA einen regelrechten Hamsterkauf. Unter anderen brauchte ich neues Öl zum Braten. Da es jedoch nur 1l-Flaschen gab, während meine unverwüstliche Hartkunststoff-Flasche nur 1/2l fasst, besorgte ich mir Kartoffeln, die ich mir als Pommes braten wollte.

Nach dem Nordkaptunnel glaubte ich, alle Schwierigkeiten des Weges überwunden zu haben und freute mich bereits auf den Rastplatz mit dem Holzhaus. Bis dorthin sind es nochmal etwa 40km ebene Küstenstraße. Doch nach 10km setzte heftiger Regen ein. Da es hier keinerlei Möglichkeiten zum Unterstellen gibt, musste ich weiterfahren. Der Regen kam so schnell, dass ich nicht einmal Regenjacke und Überschuhe anziehen konnte. Sofort war ich durch und durch nass, aber im Gegensatz zu Südeuropa war es nicht eine Dusche bei 30°C, sondern es hatte etwa 10°C und massiven Gegenwind dazu.

Mehrere Kilometer kämpfte ich mich durch den Regen, dann sah ich von weitem ein Haus mit vorspringendem Balkon zur windabgewandten Seite. Da keinerlei Zaun oder Absperrung davor war, hielt ich darauf zu und stellte mich samt Fahrrad direkt darunter. Sofort kamen die Besitzer, ein älteres Ehepaar aus dem Haus: "Do you need a hot shower?" Natürlich nahm ich die Hilfe sofort an, was besseres hätte mir jetzt nicht passieren können! Nachdem ich mich geduscht hatte, boten sie mir einen heißen Tee an. Inzwischen hatte der Regen nachgelassen und ich wollte weiterfahren, doch sie boten mir an, im Haus zu übernachten. Sie gaben mir reichlich zu essen und wir unterhielten uns über alles mögliche. Wie alle Norweger konnten auch sie fließend Englisch, der Mann sogar etwas Deutsch. Dabei erfuhr ich auch, dass sie nur im Sommer hier lebten. Sie besaßen ein zweites Haus bei Trondheim. Sie erklärten mir auch, dass zwar die Einkommen der Norweger deutlich höher seien, der Hauptgrund ihres hohen Lebensstandards aber die hohe Quote an Eigentumswohnungen sei. Gegen 23.30 legten wir uns schlafen.






24.Tag: Mo 21.7.
km47237
Repvag - Lakselv

1

109km
19,1km/h
5:43h

Weitere Bilder am 24.Tag Nach dem Aufstehen packte ich mein Zeug zusammen und wollte losfahren, da bestanden sie darauf, dass ich das Haus ohne Frühstück nicht verlasse. Ich hatte gerade den Eindruck ich war für sie eine willkommene Abwechslung in ihrem dortigen nicht gerade ereignisreichen Leben. Als ich mich von ihnen verabschidete, wollte ich ihnen für die Verpflegung 200NOK geben, schließlich hatten sie mich fast wie in einem Hotel verwöhnt. Vor allem hatte ich jede Menge gegessen und ich weiß, was Essen in Norwegen kostet! Aber sie lehnten entschieden ab. "We invited you, you were our guest!" Gut gestärkt fuhr ich weiter. Es wehte heftiger Gegenwind, war aber sonnig. Als ich nach etwa 25km an "meinem" Rastplatz eine Pause einlegte, der Platz bis zu dem ich gestern kommen wollte, traf ich auf eine schweizer Reisegruppe. Sie war gerade am Mittagessen und lud mich mit dazu ein. Der Busfahrer sagte, wer wäre mir gestern entgegengekommen, als ich im strömenden Regen unterwegs war. Langsam glaube ich, dass ich in Honningsvag wirklich zu viel Essen gekauft habe, aber wie hätte ich ahnen können dass ich überall durchgefüttert werde?

In Olderfjord briet ich mir meine Pommes und Chicken Nuggets. Damit war ich endlich diese "gefährliche" Ölflasche los, da ich die andere Hälfte in meine Spezial-Ölflasche füllte. Zum ersten Mal seit Honningsvag reduzierte ich damit Gewicht und Volumen meiner Taschen. Bei Windstille und teilweise sogar Rückenwind ging es weiter Richtung Lakselv. Wenige Kilometer vor dem Ort fand ich einen schönen Rastplatz am Meer, auf dem etwa fünf Camper standen. Mein Zelt konnte ich auf einer ebenen Grasfläche unterhalb aufbauen. Diesmal konnte ich es in aller Gemütlichkeit tun, da ich weder starken Wind noch Mücken hatte. Nach einem kurzen Bad im eiskalten Meer wurde ich Von norddeutschen Campern oberhalb gleich auf einen Cappuccino eingeladen. Wir saßen im Auto bis kurz vor Mitternacht und unterhielten uns, dann zog ich mich ins Zelt zurück.






25.Tag: Do 22.7.
km47347
Lakselv - Karisgasniemi (Grenze)

6

103km
23,4km/h
4:23h

Weitere Bilder am 25.Tag Als ich um 8.00 aufwachte, regnete es heftig, auch der Wind war deutlich zu spüren. Allerdings war es harmlos, verglichen mit dem Sturm am Nordkap. Nachdem ich im Zelt gefrühstückt hatte, schreib ich meinen Reisebericht weiter. Als der Regen mal kurz etwas nachließ, ging ich auf das WC. Aber ein Ende des Regens war nicht abzusehen. Nach einer heißen Suppe zu Mittag legte ich mich nochmal hin - auf Vorrat, da ich losfahren wollte, sobald der Regen vorbei war. Um 17.00 war es dann so weit. Durch den Wind konnte ich das Zelt sogar trocken einpacken. Mit Überschuhen bewaffnet fuhr ich um 18.00 los. Zum Glück gab es so gut wie keinen Verkehr, denn die Straßen waren noch sehr nass. Da der Wind von Norden kam, wurde ich regelrecht angeblasen. Trotz niedriger Teperatur und zeitweise leichten Regens wurde mir nicht kalt. Ich empfand es beim Fahren geradezu windstill.

Karasjok, die letzte Stadt in Norwegen, schaut sehr trist aus, wohl auch durch das schlechte Wetter. Auf der Straße 92 überquerte ich die Greze nach Finnland. Gerne hätte ich ein Bild gemacht, aber bei diesen Temperaturen streikte mein Foto. Nur wenige Kilometer nach dem Grenzposten begann es erneut zu regnen. Ich ließ mich auf einem Grasplatz etwa 10m neben der Straße nieder und schlug wieder das Zelt auf. Es ist gerade 23.00 norwegische, bzw. 24.00 finnische Zeit. Immerhin bin ich heute doch noch gut 100km weit gekommen und habe damit die Regenpause optimal genutzt.






26.Tag: Fr 23.7.
km47450
Karisgasniemi (Grenze) - Avil

3

159km
23,3km/h
6:50h

Weitere Bilder am 26.Tag Frühstücken musste ich regenbedingt wieder im Zelt, aber "bereits" um 10.00 konnte ich zusammenpacken und um 11.00 weiterfahren. Die ersten 30km Finnland waren sehr viel versprechend. Auf einer schnurgeraden und kaum befahrenen Straße ging es bei Rückenwind flott voran, es war ein dauerndes auf und ab. Man kann gerade meinen, es wurde ein Strich durch den Wald gezogen ohne Rücksicht auf geografische Gegebenheiten. Auch die Nationalstraße 4 E75 war kein Problem zu fahren. Allerdings ist sie ebener und damit noch monotoner als die kleine Straße von Karasjok her. Aus Langeweile zählte ich die Fahrzeuge, die mir innerhalb einer Stunde entgegenkamen. Es waren ganze 110 Stück, und das auf einer 9m breiten Nationalstraße um 16.00 nachmittags!

In Inari tätigte ich meinen ersten finnischen Einkauf. Vor allen Milch und Süßigkeiten kosten deutlich mehr als in Deutschland, aber die übrigen Produkte kosten im Schnitt nur 20-30% mehr als in Deutschland. Im Vergleich zu Norwegen ist es ein regelrechtes Billigpreis-Land. Für 2€ gönnte ich mir seit Dänemark mal wieder ein 3er-Pack Paprika - in Norwegen wären hierfür 5-6€ fällig gewesen. Allerdings machte ich auch gleich zwei negative Erfahrungen: Ich bekam in einem Supermarkt mittlerer Größe kein Nutella oder eine vergleichbare Substanz. Während ich in Norwegen auch in jedem noch so kleinen Laden "Nugatti" bekam und in größeren Geschäften zehnerlei verschiedene Sorten, darunter auch Noname-Produkte für 9NOK für 400g, gab es hier nur zehnerlei Sorten Marmelade! Als ich im Geschäft eine Verkäuferin auf Englisch danach fragte, konnte sie mich nicht verstehen und schickte mich zu ihrer jüngeren Kollegin. Offensichtlich ist Englisch in Finnland nur bei der jüngeren Generation selbstverständlich, während jeder noch so alte Norweger Englisch konnte. Ähnliche Erfahrung machte ich auch bei älteren finnischen Campern.

Gegen 22.00 baute ich mein Zelt auf einem Rastplatz an der 4 E75 etwa 30km südlich von Avil auf. Direkt neben meinem Zelt plätscherte ein eiskalter Fluss. Außerdem hatte der Rastplatz ein WC, Standard-Plumpsklo wie in Norwegen, aber nicht ganz so gepflegt wie dort. Es gab zwar ein paar Mücken, aber von der viel besagten Mückenplage in Finnland kann nicht die Rede sein!






27.Tag: Sa 24.7.
km47609
Avil - Sodankylä

1

140km
22,4km/h
6:16h

Weitere Bilder am 27.Tag Über den heutigen Tag gibt es nicht so viel zu berichten. In einem Einkaufszentrum kaufte ich mir neue Schuhe, da sich meine bisherigen langsam aber sicher in wohlgefallen auflösten. Ansonsten schien von früh bis abend die Sonne. Mittags kochte ich mir Nudeln mit Hackfleischsoße. Etwa 5km vor Sodankylä ließ ich mich auf einer abgemähten Wiese direkt an einem großen Fluss nieder. Dort erlebte ich eine regelrechte Mückenplage. Auch mit Autan ließen sie sich nur zu einem kleinen Teil vertreiben. Ich baute so schnell wie möglich das Zelt auf, badete mich im Fluss und flüchtete mich ins mückenfreie Innenzelt.






28.Tag: So 25.7.
km47749
Sodankylä - Rovaniemi(+50km)

3

190km
23,4km/h
8:06h

Weitere Bilder am 28.Tag Nach Frühstück im mückenfreien Innenzelt packte ich möglichst schnell zusammen und suchte das Weite. Etwa 50km vor Rovaniemi stoppte ich in einer Bushaltestelle, um mir Tortellini zu kochen. Der Himmel war stark bewölkt und es sah nach Regen aus. Etwa 25km vor Rovaniemi, wo Straße 82 dazukommt, begann es richtig zu regnen. Ich machte Pause an einer Tankstelle mit großem Supermarkt. WC, Trinkwasser und Süßigkeiten bakam ich, aber kein Nutella. Kurz danach konnte ich weiterfahren. Die Straßen waren zwar nass, aber dafür hatte ich Überschuhe. Kurz vor Rovaniemi gab es nochmal einen heftigen Regenguss, die nächste Fußgängerunterführung kam eine Minute zu spät! Der Regen ließ so schnell nach, wie er gekommen war, und ich beschloss in Rovaniemi ins Schwimmbad bzw. in die Sauna zu gehen. Dank Stadtplan war das Bad leicht zu finden, aber war wegen Bauarbeiten geschlossen. Also fuhr ich weiter auf der 926, parallel zur 4 E75. Bis kurz vor Rovaniemi war es überhaupt kein Problem, auf der 4 E75 zu fahren, aber ich gehe davon aus dass sie südlich von Rovaniemi deutlich stärker befahren ist. Etwa 30km vor Tervola baute ich mein Zelt auf. Ich hatte mir bewusst landwirtschaftlich genutztes unt damit entwässertes Gebiet und offenes windiges Gelände ausgesucht. Aber es war absolut windstill und ich wurde trotz Autan Opfer blutrünstiger Säugetiere, bis ich ins Zelt flüchten konnte und alle Eindringlinge vernichtet hatte.






29.Tag: Mo 26.7.
km47939
Rovaniemi(+50km) - Yli-Ii

2

155km
23,6km/h
6:33h

Weitere Bilder am 29.Tag Als ich um 7.30 aufwachte, regnete es in Strömen, sah aber nicht nach ewigem Regen aus. Nachdem ich gefrühstückt hatte, nahm ich meine weitere Wegplanung vor. Ich hatte den Reiseführer "Finnland per Rad" dabei, allerdings aus dem Jahr 1996. Gerade aber beim Ausbau von Radwegen hat sich seitdem einiges geändert. In der Regel kann man mit gut ausgebauten nahezu randsteinfreien Radwegen vom ersten bis zum letzten Haus in den Orten rechnen. Völlig außerorts sind Radwege die Ausnahme. Allerdings ist das Verkehrsaufkommen auch nicht der Rede wert - ein Auto pro Minute ist schon als hohe Verkehrsdichte einzustufen, die man nur auf den Nationalstraßen erreicht.

Um 9.30 konnte ich das Zelt abbauen und weiterfahren. 20km vor Tervola verließ ich die 926, eine Querverbindung zur 923 nach Alaniemi. Kurz darauf hatte ich 30km ungeteerte Straße, die sich aber fast genauso gut fahren lässt wie Teer. Weiter ging es auf der 924, dann auf der 849 über Tannila nach Yli-Ii. Gut, dass ich alles Essbare dabei hatte, denn bis jetzt kam ich an keinem einzigen Supermarkt vorbei. In Yli-Ii besorgte ich mir in einem "Sale" einiges Essbares und bereitete mir gleich am Parkplatz auf Paletten sitzend Nudeln mit Hackfleischsoße zu. Es war bereits 18.45 und der Parkplatz war groß und mückenfrei. Unter den Umständen meiner lestzen beiden Übernachtungsplätze hätte ich kein Essen zubereiten können!

Dann ging ich nochmal in den Eingangsbereich des "Sale" und füllte meine Wasserflaschen auf - in Finnland hat fast jeder Supermarkt ein Waschbecken an den Leergut-Rücknahmeautomaten im Eingangsbereich. Weiter auf der 849 nach Kiiminki fand ich eine große Holzhütte etwa 100m von der Straße entfernt, die sich zum Übernachten anbot. Die Hütte war seitlich teilweise offen und hatte einen Holzboden. Dort stellte ich mein Innenzelt als Mückenschutz auf und flüchtete mich nach dem "Duschen" hinein. Nur mit Unterhose lag ich im Zelt auf Matte und Schlafsack und war an der Grenze zum Schwitzen - so warm war es und kühlte auch kaum ab.






30.Tag: Di 27.7.
km48094
Yli-Ii - Pulkkila

1

172km
21,6km/h
7:56h

Weitere Bilder am 30.Tag In Kiiminki überquerte ich die 20 und kam 4km vor Ylikiiminki auf die 8833. Weiter ging es auf der 834 bis kurz vor Muhos. An der 827 machte ich auf ein paar weiß verpackten Grasballen mittag, seit langem mal wieder völlig mückenfrei, allerdings auch voll in Sonne und (Gegen-)Wind. Die 4E75 ist aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens und der langweiligen Streckenführung nicht gerade die schönste Straße, aber durch den Seitenstreifen gefahrlos möglich. Einen großen Teil fur ich auf (meist geteerten) Parallelstraßen, bis ich Pulkkila erreichte. An einer Tischgarnitur am Friedhof wärmte ich meine Nudeln mit Hackfleischsoße von gestern auf. Während ich aß, kamen zwei katholische Pfadfinder aus Würzburg. Ich stellte ihnen trotz knappen Gasvorrates meinen Kocher zum Nudelkochen zur Verfügung. Schließlich wurde mir auch schon mehrmals geholfen! Bisher hatte ich lediglich an Tankstellen nach Gaskartuschen geschaut. Dort fand ich immer nur die internationalen Stechkartuschen und die Schraubkartuschen für Coleman/Primus - ich habe jedoch die CV 470 von Campingaz mit Bayonettverschluss. Morgen muss ich wohl mal in ein spezielles Outdoor-Geschäft gehen. Auf der 794 fand ich nach etwa 10km einen geeigneten Übernachtungsplatz. Es war eine frisch gerodete Waldfläche etwa 300m x 300m. Der Boden war sandig-erdig mit etwas Gras, ansonsten gab es keinerlei Vegetation. Etwa alle 50m verlief ein Entwässerungsgraben. Ich postierte mich etwa in die Mitte dieser Mondlandschaft. Ein leichter Luftzug und die fehlende Feuchtigkeit führten dazu, dass es keinerlei Mücken gab! Abgesehen vom nicht gerade zweckmäßigen Untergrund hatte ich schon lange keinen so guten Übernachtungsplatz mehr!






31.Tag: Mi 28.7.
km48265
Pulkkila - Evijärvi

1

182km
23,7km/h
7:41h

Weitere Bilder am 31.Tag Nach Frühstück unter freiem Himmel packte ich so erdfrei wie möglich zusammen und kam noch vor 9.00 nach einem Toilettengang in einem Entwässerungsgraben (ein "Genuss" ohne Mücken!) los. Auf der 800 ging es nach Haapavesi, über die 793 und die stark befahrene 28 kam ich über Nivala nach Sievi. Auf der 63 war wieder erstaunlich wenig Verkehr. In Kaustinen kaufte ich ordentlich ein. Mein Versuch, an Gas zu kommen, war erfolglos. Sowohl in Riesensupermärkten als auch in Outdoor-Shops gab es nur die Stech- und Schraubkartuschen, aber keine CV470. Daher wollte ich auf den Campingplatz in Evijärvi, da es dort in aller Regel Kocher gibt.. Um 19.00 erreichte ich nach reichlich Gegenwind den Platz. Es handelt sich um einen sehr einfach ausgestatteten Platz auf einer Halbinsel am See. Die Betreiber, ein älteres Ehepaar, ware sehr freundlich. Es gab eine kleine Küche in Elektrokocher und Mikrowelle und kostenfreie heiße Duschen, nicht mehr, aber genau was ich brauche! 10€ pro Zelt finde ich dafür völlig OK.

Nach dem Duschen kochte ich ich mir Hähnchengeschnetzeltes mit Nudeln. Dann wusch ich mir noch meine ganzen Fahrradklamotten und hängte sie zum Trocknen auf. Bei viel zu hoher Lufttemperatur legte mich ins Zelt.






32.Tag: Do 29.7.
km48448
Evijärvi (Ruhetag)

1

5km
20,2km/h
0:15h

Weitere Bilder am 32.Tag Nachts zogen heftige Gewitter auf, erst danach war es kühl genaug zum Schlafen. Als ich um 9.00 aufstand und in der "Küche" frühstückte, beschloss ich heute, hier zu bleiben und einen Ruhetag einzulegen - den letzten Ruhetag hatte ich genau vor vier Wochen auf der Fähre von Hirtshals nach Bergen. Seitdem war ich jeden Tag buchstäblich in Fahrt und hatte abgesehen von drei Tagen immer die 100km-Marke geknackt. Den Vormittag fuhr ich erstmal einkaufen in Evijärvi. Dann ging ich schwimmen im flachen und angenehm warmen See und schrieb endlich meinen Reisebericht weiter. Zu mittag kochte ich mir Hackfleisch mit roten Bohnen, dazu Brot. Es war so heiß, dass ich nur noch in Badehose herumlief und vom Nichtstun schon schwitzte. Später erfuhr ich, dass heute in Finnland bis zu 38 Grad gemessen wurden - ein Hitzerekord seit 1920. Den Nachmittag verbrachte ich wieder mit Schreiben und Baden. Auf dem gesamten Platz war ich wohl der einzige Ausländer, ich konnte nur finnische Autos sehen. Aber ich hatte doch einige (englische) Ansprache, vor allem von meinen Nachbarn, einer Familie mit drei Kindern. Einige finnische Camper waren einfach interessiert, weil ich mit dem Fahrrad reise. In Finnland verirren sich einfach nicht so viele Radfahrer wie in Norwegen. Zum Abendessen gab es das (aufgewärmte) Geschnetzelte mit Reis. Nun habe ich einiges an vorgekochtem Essen, das ich nur noch aufwärmen muss - das spart unterwegs Zeit und vor allem Gas, das ich in Finnland offensichtlich nicht bekomme. Wieder bei viel zu hoher Temperatur legte ich mich gegen 22.30 ins Zelt.






33.Tag: Fr 30.7.
km48453
Evijärvi - Parkano

1

178km
21,1km/h
8:27h

Weitere Bilder am 33.Tag Wieder gab es gegen Mitternacht ein heftiges Gewitter und es kühlte ab. Da ich bereits um 6.45 nicht mehr schlafen konnte, stand ich auf und machte mich zur Abfahrt fertig. Es war sonnig, aber nicht mehr so drückend heiß wie gestern. Auf der 63 und 19 kam ich nach Lapua, dann gelangte ich über Nebenstraßen nach Seinäjoki. Nach aufgewärmten Mittagessen ging es weiter auf der 694. Nach Kihnjö gibt es eine 19km lange geteerte Abkürzung. In Kihnjö füllte ich am Friedhof meine Wasserflaschen auf und suchte auf dem weiteren Weg einen Übernachtungsplatz. Als ich von der Straße aus eine frisch gemähte Wiese sah, bog ich ein und sah in unmittelbarer Nähe ein paar Häuser. Ich hielt es für besser, vorher zu fragen. Die Bewohner, ein älteres Paar machte mir auf Finnisch und Gestensprache klar, dass ich doch direkt in ihrem Garten vor dem Haus zelten sollte - abgesehen von "Camping" konnten wir kein gemeinsames Wort! Vor dem Haus wäre es ebener und ich hätte Wasser vom Gartenschlauch. Später kam ihr erwachsener Sohn (wahrscheinlich von der Arbeit). Mit ihm konnte ich mich fließend auf Englisch unterhalten.






34.Tag: Sa 31.7.
km48631
Parkano - Huittinen

2

153km
18,2km/h
8:23h

Weitere Bilder am 34.Tag Richtig gut ausgeschlafen stand ich um 7.30 auf und war noch vor 9.00 auf der Straße. Doch ich kam nicht weit, da es zu regnen anfing. Aber es war nicht wie in Nord-Norwegen. Es hatte 20 Grad und es kamen auch keine Riesen-Wassermassen. Die Straße blieb mir erspart, da ich vor und nach Parkano auf Schleichwegen fahren konnte. Kurz vor Tevaniemi kam ich auf die 276. In Villjakkala fand ich "Pizza 7,50€". Da ich schon lange keine Pizza mehr bekommen hatte, ging ich in das Restaurant hinein und bestellte ich mir eine "Pizza Kebap". Das klingt zunächst mal teuer, aber ich bekam Leitungswasser und Salat vom Buffet gratis dazu - in Deutschland hätten sie für das Wasser 2€ extra kassiert. Nach mehreren Tellern Salat bekam Salat bekam ich eine riesige Pizza, sodass sogar ICH das Restaurant satt verließ!

In Hammenkyrö fuhr ich auf die 249. Erst kurz vor Huittinen kam ich auf die stark befahrene 12. In einem Supermarkt in Huittinen füllte ich meine Flaschen auf und ließ mich wenige Kilometer später auf einer abgemähten Wiese an der 212 nieder. Dort lagen einige Baumstämme und Bretter herum, die ich zu einem Hocker umfunktionierte. Zum Abendessen kochte ich mir Thunfisch mit Nudeln. Es war relativ trocken und es ging etwas Wind, sodass es keine Mücken gab. In Süd-Finnland scheinen die Mücken wohl ohnehin kein Problem zu sein. Zufrieden legte ich mich um 22.30 ins Zelt.






35.Tag: So 1.8.
km48784
Huittinen - Turku

1

111km
19,1km/h
5:50h

Weitere Bilder am 35.Tag Mein letzter Tag in Finnland steht an. Auf der 212 bis Säkylä ging es recht zügig, doch aucf der 204 auf Turku zu hatte ich permanent Gegenwind. Etwa 25km vor dem Zentrum fährt man durchgehend auf Radwegen immer parallel zu den Hauptstraßen, sodass die Orientierung nicht schwer fällt. Außerdem kam ich auf der autobahnähnlichen 9 an einem Infopoint vorbei, an dem man auf Knopfdruck kostenlos einen Stadtplan erhält.

Im Hafen kaufte ich mir bei Silja Line ein Ticket für das Tagesschiff (Abfahrt 8.15 von Turku) nach Stockholm. Für 9,50€ kaufte ich mir gleich das Frühstück dazu - bei meinem Kalorienbedarf durchaus sinnvoll! Dann fuhr ich zum 10km entfernten Campingplatz. Es ist eine wunderschön gelegene Anlage auf einer Halbinsel. Mit 13€ ist der Platz nicht gerade der billigste, aber über die Ausstattung kann man sich wirklich nicht beklagen.






36.Tag: Mo 2.8.
km48895
Turku - Stockholm - Södertälje

2

54km
15,3km/h
2:55h

Weitere Bilder am 36.Tag Um 6.00 wurde ich von meinem Handy geweckt, um 6.30 ging es mit nüchternen Magen die 12km schön gemütlich in den Hafen. Als einziger Radfahrer wurde ich zu den Motorrädern geschickt - anders als In Hirtshals. Die "Silja Galaxy" verließ pünktlich um 8.15 den Hafen. Schon von außen und erst recht beim Einfahren ins Autodeck sah ich, dass es sich um eine Riesenfähre handelt. Es gibt 8 breite Spuren und dazu einen breiten Mittelholm im PKW-Deck. Zielstrebig machte ich mich auf den Weg zum Frühstücksbuffet. Eineinhalb Stunden später suchte ich mir einen geeigneten Platz im Aufenthaltsraum und schrieb meinen Bericht weiter. Nachmittags ging ich für 5€ in die Sauna. Finnland ist zwar DAS Saunaland, aber da fast jede Familie eine eigene besitzt gibt es dort so gut wie keine öffentlichen Sauna-Anlagen. Auf dem Schiff gab es jedoch nur eine Sauna-Kabine, strikt nach Männern und Frauen getrennt. Vor allem gab es nur ein kleines Schwimmerbecken und keinerlei Ruheliegen zur Entspannung, wie es in Deutschland immer haufenweise gibt.
Dennoch verließ ich um 18.15 zufrieden das Schiff. In Stockholm fuhr ich zunächst ins Zentrum, um mich mit schwedischen Kronen an einem Geldautomaten zu versorgen. Doch auch nach zehn Versuchen an verschiedenen Automaten bekam ich kein Geld - entweder war meine Karte laut Automat defekt oder ungültig. Das Kritische war, dass ich nur noch 44€ Bargeld hatte um damit etwa fünf Tage in Schweden unterwegs war und obendrein noch ein Ticket von Trelleborg nach Rostock kaufen musste.
Dann tat sich ein weiteres Problem auf: Stockholm ist eine Stadt mit 1,2 Millionen, ein Labyrinth aus Inseln, Brücken und Radwegen. Zustand und Beschilderung der Radwege sind zwar gut, aber es sind immer nur Nahziele angeschrieben. Diese sind aber weder auf meiner 1:250.000-Karte noch auf dem 1:15.000-Innenstadtplan zu erkennen.






37.Tag: Di 3.8.
km48940
Södertälje - Norrköping

2

188km
19,7km/h
9:31h

Weitere Bilder am 37.Tag Ich wachte auf, mein Tacho zeigte 7.30 an, also höchste Zeit zum Aufstehen. Auf weiterhin völlig verworrenen Wegen kam ich auf der Landstraße von Varsta nach Sandviken. Nun musste ich auf eine Fähre und hatte noch immer keine schwedischen Kronen! Doch die wartenden Autofahrer sagten mir, dass Kurzfähren in Schweden frei sind - undenkbar in Norwegen! Weiter ging es über Mörkö auf die alte E4. Bevor es die Autobahn gab, wurde auf dieser Straße der gesamte Fernverkehr Stockholm - Jönköping - Malmö abgewickelt. Daher ist sie etwa 10m breit und kaum befahren. In Nyköping versuchte ich nochmal mein Glück an einem Geldautomaten, doch ohne Erfolg. Nun muss ich auf eine Gelegenheit hoffen, von deutschen Urlaubern geld geliehen zu bekommen, aber es ergab sich keine. 10km hinter Norrköping ließ ich mich im Wald nieder.






38.Tag: Mi 4.8.
km49128
Norrköping - Jönköping

1

159km
18,4km/h
8:37h

Weitere Bilder am 38.Tag Nach reichlichem, aber milchlosem Frühstück, immer noch aus finnischen Lebensmitteln, ging es weiter. Gleich nach 10km kam ich an einem Autohof vorbei und sah gerade ein deutsches Auto beim Tanken. Ich sprach die Leute gleich auf mein Problem an und bat sie, mir 500SEK zu leihen. Sie willigten ein, ich gab ihnen eine Visitenkarte von mir und eine schriftliche Bestätigung, dass ich 55€ auf ihr Konto überweisen werde, sobald ich wieder zu Hause bin. An dieser Stelle nochmal vielen Dank für das entgegengebrachte Vertauen!

In Linköping suchte ich sofort ein Outdoorgeschäft, um Gas zu bekommen und war schwer enttäuscht: Als ich ihm meine fast leere Kartusche zeigte, meinte er, er habe sie noch nie gesehen. Es gibt also dieses System in Schweden auch nicht! Wenig später ging ich in einen Supermarkt und stockte meie Essensvorräte etwas auf. Ich war angenehm überrascht, wie "billig" die Lehensmittel waren.Süßigkeiten sind zwar deutlich teurer in Deutschland, aber insgesamt ist es etwas billiger als in Finnland.

Nun fuhr ich mal wieder in vollem Gegenwind, bis ich an den Vätternsee kam. Dann kam ein landschaftlich sehr schöner Abschnitt am Steilhang am See entlang. 15km vor Jönköping zeltete ich neben einer Apfelplantage und kochte mir Tortellini mit Tomatensoße.






39.Tag: Do 25.8.
km49286
Jönköping - Ljungby

1

136km
20,0km/h
6:47h

Weitere Bilder am 39.Tag Gut, dass ich nicht in der Plantage gezeltet hatte, denn kaum war ich im Zelt, kam der Bauer mit dem Traktor, um die Bäume zu spritzen. Am Morgen kam er wieder, um Gras zu mähen! Nach dem Frühstück ging es weiter nach Jönköping. Die Orientierung war dort recht einfach. Ich fuhr auf dem markierten Radweg bis ins Zentrum, immer zwischen See und Bahnlinie. Am Bahnhof bog ich links ab. Stadtauswärts konnte ich mich wieder an einem See orientieren. Immer parallel zur Bahn, meist auf der alten E4, gelangte ich über Värnamo nach Ljungby. Ich entschied mich, bereits hier auf den Campingplatz zu gehen, da der nächste erst in Markaryd 45km weiter liegt. Ich brauchte einen Campingplatz, da ich frisch kochen wollte und kaum mehr Gas hatte. Der Platz hatte wirklich alles, was man brauchte, war aber mit 165SEK nicht gerade billig. Man muss aber dazusagen, dass ein PKW mit fünf Personen und großem Zelt genau dasselbe bezahlt.

Ich kochte mir Nudeln mit Hackfleischsoße für zweimal und legte mich um 12.15 bereits ins Zelt. Ich hatte gesehen, dass es bis Trelleborg nochmal etwa 200km sind, die ich morgen schaffen will bzw. muss. Ich muss spätestens Samstagnachmittag in Rostock sein, um noch Camping-Gas zu bekommen. Ansonsten stehe ich Samstagabend ganz ohne Gas da. Außerdem besitze ich jetzt gerade noch 28SEK und 44€, wovon ich auch noch die Fähre bezahlen muss.






40.Tag: Fr 6.8.
km49422
Ljungby - Trelleborg

3

220km
21,6km/h
10:14h

Weitere Bilder am 40.Tag Bereits um 5.00 stand ich auf und hatte kurz nach 6.00 den Campingplatz verlassen. Dank Rückenwind ging es zügig voran. In Markaryd bog ich auf die 117 ab nach Hässleholm und gelangte kurz vor Höör auf die 23, die erste Straße ohne Radweg mit unangenehm hoher Verkehrsdichte. Zu allem Überfluss setzte jetzt auch noch plötzlich Starkregen ein. Ich konnte mich gerade noch unter drei Kastanienbäume stellen und blieb so (fast) trocken. Sofort nach dem Regenguss fuhr ich weiter, da die Nässe langsam durch das Blätterdach kam. Die Somme kam gleich wieder hervor und spiegelte sich auf der nassen Straße. Es hatte etwa 25°C und dampfte regelrecht! Auf den nächsten Kilometern wurde ich etwas nass durch das Spritzwasser der Autos, erst in Rolsberga kam ich wieder auf kleinere Straßen. Über Veberöd - Skurup - Klagstorp erreichte ich um 20.00 nach 215km den Hafen von Trelleborg. Es handelt sich um eine Kleinstadt, die haupsächlich aus Hafen besteht. Bereits 2km östlich des Hafens wäre es problemlos möglich, frei am Strand zu zelten.

Im Hafenbüro bieten TT-Line und Scandlines jeweils drei Abfahrten pro Tag nach Rostock an. Da sie für mich als Studenten dasselbe, nämlich 26€ kosten, kaufte ich mein Ticket nach Rostock um 23.00 beim besetzten TT-Line-Schalter. Im Gegensatz zur Nachtfähre Turku - Stockholm besteht hier keine Kabinenpflicht.

Dann fuhr ich weiter nach Westen, in der Hoffnung auf einen Supermarkt und eine Bademöglichkeit. Bereits nach 1km fand ich einen Mega-ICA direkt an der Uferpromenade. Dort gab ich meine letzten schwedischen Kronen aus, badete anschließend im Meer und aß auf einer Bank zu Abend. Dann war es 21.45 und wurde langsam dunkel. Ich fuhr zurück zum Hafen In der Warteschlange traf ich einen deutschen Radfahrer mit Mountainbike und Minimalausstattung. Er hatte nur Zelt und Schlafsack dabei, sonst nichts. Auch er hatte Probleme, in Schweden an Bargeld zu kommen und ließ sich Geld per WesternUnion schicken. Wir parkten unsere Fahrräder im LKW-Deck, gingen hoch in den Aufenthaltsraum und als die Fähre um 23.00 ablegte legten wir uns schlafen. Mein gesamtes "Finanzdepot" betrug noch 14€.






41.Tag: Sa 7.8.
km49642
Rostock - Müritz-See

1

123km
20,1km/h
6:47h

Weitere Bilder am 41.Tag Um 6.00 war die Nacht zu Ende, um 6.30 verließ ich die Fähre. Abgesehen von Toilette und Aufenthaltsraum hatte ich vom Schiff überhaupt nichts gesehen. Auf dem Weg vom Überseehafen in die Innenstadt machte ich erstmal eine längere Frühstücks- und Telefoniepause, denn vor 9.00 haben die Geschäfte in der Innenstadt sowieso geschlossen. Ich nutzte meine Telefon-Flat so fleißig, dass mein erster Akku fast leer wurde.

Am ersten Postbank-Geldautomaten am Weg holte ich mir erstmal 500€ - offensichtlich war meine EC-Karte doch in Ordnung. Wenige Minuten später war ich auch wieder stolzer Besitzer von zwei vollen Gaskartuschen. Am Ortsausgang von Rostock stockte ich in einem LIDL meine ziemlich abgebrannten Nahrungsmittelvorräte wieder auf. Für knapp 20€ deckte ich meinen kompletten Samstags- und Sonntagsbedarf und kaufte (in hungrigem Zustand!) so viel, dass ich es fast nicht verstauen konnte. Für diesen ziemlich Süßigkeiten-lastigen Einkauf hätte ich in Norwegen bestimmt 50€ausgegeben!

Doch dann kam die "Deutsche Realität" zurück: Die Ortsausfahrt aus Rostock auf der B103 war alles andere als vergnüglich. Radwege gab es nur 200m-weise, übersät mit hohen Randsteinen und Schlaglöchern. Ich entschied mich dann doch lieber für dafür, mich zwischen die Autos auf der B103 zu gruppieren. Erst in Laage auf der B108 wurde es ruhiger. Vor allem war angenehm, dass über 40km Teerarbeiten mit Rollsplitt durchgeführt wurden, sodass offiziell auf 30 begrenzt war. Zwar waren die meisten Autos etwas schneller unterwegs, aber dennoch war es deutlich angenehmer als auf einer "freien" Landstraße. 10km vor Waren an der Müritz begann ein Radweg und ich fand eine Infotafel über das Radwegnetz am Müritzsee. In Boek, östlich des Sees, fand ich einen Campingplatz, der auf meiner 1:150000-Straßenkarte nicht eingezeichnet war - folglich handelt es sich um eine Kleinanlage, die für mich als Radfahrer besser für mich geeignet ist. Ab Waren durchfuhr ich kleine Straßen und Radwege mitten durch unberührte Natur.

Um 18.45 erreichte ich den Campingplatz in Boek. Es war tatsächlich eine Kleinanlagemitten im Wald am See. Ich bezahlte 8€ zzgl. 1€ Dusche. Ich zeltete direkt neben dem Spielplatz, weil ich dort eine Tischgarnitur hatte. Ein paar Mücken gab es, aber sie ließen sich problemlos mit Autan vertreiben. Zum Abendessen kochte ich mir Geschnetzeltes mit Nudeln, kein Hexenwerk mit zwei Kochern und genügend Gas. Die Hälfte aß ich auf, die andere Hälfte sollte es morgen geben. Richtig kleinlich finde ich, dass man 20ct einwerfen muss, um heißes Spülwasser zu haben. Kommt man mit dem dreckigen Geschirr an, hat man die Wahl, entweder nochmal zum Geldholen zu laufen oder kalt zu spülen oder verbotenerweise einen Topf voll kostenloses heißes Wasser aus dem Waschraum nebenan zu holen. Ich entschied mich für letzteres. Sobald es dunkel wurde, kehrte am Spielplatz Ruhe ein und ich legte mich ins Zelt.






42.Tag: So 8.8.
km49764
Müritz-See - Berlin-Mitte - Tropical Islands

2

210km
21,8km/h
9:39h

Weitere Bilder am 42.Tag Bereits um 6.30 konnte ich nicht mehr schlafen, da ich von der Morgensonne geblendet wurde. Um 8.00 verließ ich den Platz und kam bis Mirow rcht gut voran. Doch das Kopfsteinpflaster zwischen Mirow und Canow ist eine Zumutung für Radfahrer! Wer solche Wege als Fahrradroute ausschreibt, weiß offensichtlich nicht, dass auch Radfahrer einen Anspruch auf einen angemessenen Fahrbahnbelag haben. Die B122 weiter über Rheinsberg - Lindow - Herzberg ließ sich ebenso gut fahren wie die weitere Landstraße nach Kremmen. Als ich dort an einem Fußballplatz mein Essen aufwärmte, machte ich mir Gedanken über meine Weiterfahrt. Als Schwimmbad- und Sauna-Fan drängt sich ein Zwischenstopp in Tropical Islands geradezu auf. Tropical Islands ist die Cargolifter-Halle 50km südöstlich von Berlin, die zu einer tropischen Wasser- und Launalandschaft ausgebaut wurde. Als Wasserwacht-Jugendleiter war ich schon mehrmals dort gewesen. Bis dorthin waren es nochmal ca. 110km, dürfte für mich heute gerade noch bei Helligkeit zu schaffen sein.

Also nahm ich Kurs auf das Bad. Ich fuhr mitten durch Berlin. Für die Orientierung reichte meine 1:150000-Karte aus. Ich fuhr immer geradeaus bis zum Checkpoint Charlie. Teilweise gab es einen Radweg, teilweise "schwamm" ich mit guten 30 im mehrspurigen Stadtverkehr mit - sonntagnachmittag ist das Verkehrsaufkommen auch nicht so hoch. Dann hielt ich mich etwas links und kam schließlich auf die B96a bzw. auf deren Begleitradweg, der mich schnurgerade aus der Stadt nach Südosten bringt. Im Gegensatz zu Stockholm ist Berlin sehr rechtwinklig angelegt, alle Straßen führen weiter und es gibt keine Barrieren (z. B. Autobahnbrücke zur nächsten Insel) für Radfahrer. Über Königswusterhausen - Bestensee verließ ich das Stadtgebiet auf der kaum befahrenen B179. Bei Klein-Köris verließ ich sie, um durch den Wald nach Halbe zu kommen. Dar Waldweg war aber so schlecht und sandig, dass es bis Halbe dunkel war. Nahezu unbeleuchtet (Akku nahezu leer) fuhr ich die letzten Kilometer nach Staakow und zum Eingang von Tropical Islands. Ich packte mein Fahrrad komplett ab und kaufte mir eine Studenten-Kombikarte (Bad und Sauna) für 27,50€. Darüber hinaus werden nochmal 10€ pro Übernachtung fällig. Meine vier Packtaschen verstaute ich im Schließfach, den Packsack nahm ich gleich mit zu meinem Schlafplatz, ein Holzliegestuhl oberhalt des "Südsee"-Beckens. Dann verzog ish mich erstmal bis 0.30 in der Sauna.






43.Tag: Mo 9.8.
km49974
Ruhetag in Tropical Islands

1

0km
0,0km/h
0:00h

Weitere Bilder am 43.Tag Meine innere Uhr weckte mich bereits wieder um 6.30. Nach Morgenschwimmen in der "Südsee" frühstückte und telefonierte ich erstmal gemütlich. Pünktlich zum 10.00-Aufguss war ich wieder in der Sauna und blieb abgesehen von kürzeren Unterbrechungen bis zum Tigerminze-Aufguss um Mitternacht, den ich mir auf keinen Fall entgehen lasse! Zum Abendessen ging ich ins tropische Barbecue. Für 15,80€ kann man sich dort aus einem Buffet aus insgesamt 40 rohen Fleisch- und Gemüsezutaten bedienen und zum Braten geben, soviel und sooft man möchte. Dazu bekommt man Reis serviert. Von dieser Art Gastronomie werde sogar ich satt!






44.Tag: Di 10.8.
km49974
Tropical Islands - Nähe Leipzig

1

154km
21,4km/h
7:12h

Weitere Bilder am 44.Tag Um 8.15 wachte ich auf, meine innere Uhr hat sich umgestellt. Um 10.00 saß ich bei strahlendem Sonnenschein wieder auf meinem Fahrrad und nahm Kurs auf Leipzig. Golßen - Dahme - Brandis - Domitzsch, soweit ging es auf wenig befahrenen Straßen voran. Doch da die Elbe wegen massiver Regenfälle in Süddeutschland Hochwasser hatte, verkehrte die Fähre nach Trossin nicht, sodass ich einen Umweg über Torgau machen musste. Auf kleinen Straßen ging es über Wurzen nach Leulitz. Hinter diesem Dorf bog ich einfach in den Laubwald ab und schlug auf dem weichen Waldboden mein Zelt auf., duschte mich und kochte mir Tagliatelle mit Garnelen-Kräutersoße - gut, dass ich nichts Aufwändiges zubereiten musste, denn es war schon fast dunkel.






45.Tag: Mi 11.8.
km50129
Nähe Leipzig - Rudolstadt

2

146km
18,6km/h
7:52h

Weitere Bilder am 45.Tag Über Naunhof - Belgersheim - Böhlen gelangte ich nach Groitzsch. An der Elster entlang kam ich über Zatz nach Crossen. Auf meiner Karte sah die Straße wie eine Abkürzung nach Eisenberg aus, war aber seit der Nordkapinsel der heftigste Berg! Ich hatta aber die Berge ohnehin vermisst. Nach einem Döner in Eisenberg kam ich nach Klosterlausnitz. Dort ist eine Fahrradroute nach Jena ausgeschrieben. Es handelt sich um einen landschaftlich sehr schönen Weg durch ein enges waldiges Flusstal parallel zur Bahn, ohne die Nähe zu einer Straße. 8km vor Jena kam ich auf den Saale-Radweg und folgte ihm flaussaufwärts. Er ist jedoch nicht so ausgebaut wie der Weser-Radweg. Es geht oft sehr verwinkelt über Randsteine und Kopfsteinpflaster. In Kahla deckte ich mich mit Essen ein, wenige Kilometer später tankte ich Wasser auf einem Friedfof.

Kurz vor Freienorla fand ich einen einladend aussehenden Pauseplatz direkt am Fluss. Es war eine Holzhütte mit Bänken, auf der Radwegseite offen, auf der Flussseite oben offen. Dort kochte ich mir Spaghetti mit Hackfleischsoße. Ich machte gleich die doppelte Menge, für den nächsten Tag mit. Dann ging ich im Fluss baden und legte mich auf dem Boden zum Schlafen.






46.Tag: Do 12.8.
km50275
Rudolstadt - Georgensgmünd (mit dem Zug)

6

18km
17,9km/h
1:00h

Weitere Bilder am 46.Tag Als ich um 6.30 aufwachte, konnte ich bei wunderschönem Morgenrot frühstücken, doch dann schoben sich dunkle Wolken davor und es begann heftig zu regnen. Ich packte alles zusammen und begann, an meinem Tagebuch zu schreiben - ich hatte ja noch einigen Rückstand. Nachdem der Regen etwas nachließ, fuhr ich los. Doch ich kam nicht weit, es regnete wieder stärker. In Rudolstadt gab es auch kein Schwimmbad, in dem ich ein paar Stunden Schlechtwetter überbrücken konnte. Ich stieg in den Zug und fuhr gemeinsam mit einem anderen Radfahrer auf seinem Thüringen-Ticket nach Saalfeld. Nachdem wettermäßig keine Besserung in Sicht war, beschloss ich, komplett mit dem Zug heimzufahren. Ich besorgte mir entsprechende Fahrkarten (Einzelfahrschein bis zur Ländergrenze, Bayern-Ticket Single und Fahrradkarte), bestieg 20 Minuten später den Zug und erreichte nach 5 Stunden Georgensgmünd. Es regnete tatsächlich, bis ich in Nürnberg war.






Rückblick über die gesamte Fahrt

 

Fazit in Worten:
Meine erste Skandinavienfahrt mit dem Fahrrad war ein voller Erfolg. In den sechseinhalb Wochen hatte ich überwiegend gutes Wetter. Auch wenn ich einige Zeit wetterbedingt fest saß und einmal richtig und zweimal etwas nass wurde - im Vergleich zu dem, was ich in anderen Online-Reiseberichten gelesen habe, kann ich zufrieden sein. Vor meiner Reise fuhr ich mehrmals bewusst bei unmöglichem Wetter zu Hause herum. "Ich trainiere für Norwegen!", war dann immer meine Antwort zu denen, die mich deshalb für verrückt erklärten. Bis zum Rückweg vom Nordkap, als ich bei den Anwohnern übernachtete, hatte ich bei meinen Trainingsfahrten zu Hause mehr Regen und Nässe abbekommen als in Norwegen.
Ein ganz neues Gefühl war auch die lange Helligkeit. Bei allen bisherigen Radtouren kam die "größte Bedrohung" durch die einbrechende Dunkelheit, dass man rechtzeitig einen Übernachtungsplatz findet. Insbesondere schlechtes Wetter kann dann die komplette Planung über den Haufen werfen. In Skandinavien im Juli konnte ich dagegen wiel gelassener sein. Ich pausierte einfach, solange es regnete und fuhr in der "Nacht" weiter. Ein Schlafproblem hatte ich durch die Helligkeit nicht. Nach 150 oder mehr Kilometern jeden Tag KANN man immer schlafen. Außerdem gewöhnt man sich daran, dass man bei Helligkeit schlafen geht. In Südschweden Anfang August war es für mich völlig ungewohnt, dass man um 23.00 kaum mehr etwas sehen konnte.


Fazit in Zahlen:

Reisetage insgesamt: 46

 

"freie" Übernachtungen: 32

Gesamtstrecke: 6226km

Übernachtungen auf CP: 8

Mittlere Tagesstrecke: 135km

Übernachtungen auf Zug/Fähre : 3

Mittlere Strecke pro Fahrtag (über 50km): 150km

Übernachtungen in Gebäuden: 3

Maximale Tagesstrecke: 220km am 40.Tag

 

Danksagung:
Ohne die große Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft, die mir als Radfahrer entgegengebracht wurde, wäre die Fahrt wohl anders ausgegangen. Insbesondere möchte ich mich bei folgenden Leuten bedanken:
-- Ein Fahrradladen in Kolvereid baute mein Hinterrad-Lager auseinander und fettete es neu ein, sodass ich weiterfahren konnte - bereits nach Feierabend und unentgeltlich!
-- Auf der Fähre zu den Lofoten überreichte mir ein älteres Ehepaar einen 1000NOK-Schein, nachdem ich gemeinsam mit ihnen meine Digitalfotos angesehen und mich ohne jegliche "Gewinnabsicht" mit ihnen unterhalten hatte. Möglicherweise haben sie mich vor einer vorzeitigen Pleite bewahrt, da das Abheben mit EC-Karte zu diesem Zeitpunkt problematisch war.
-- Am Rückweg vom Nordkap erreichte ich völlig das vorspringende Dach eines Hauses. Dort bekam ich unaufgefordert auf heiße Dusche und wurde anschließend ins Gästezimmer eingeladen. Es wurde ein sehr unterhaltsamer Abend. -- In Südschweden lieh mir ein Aachener Ehepaar 500SEK, nachdem ich ihnen erzählt hatte, dass ich mit meiner EC-Karte kein Geld abheben könne. Ohne eine solche Hilfe hätte ich wohl einen teuren WesternUnion-Dienst in Anspruch nehmen müssen.

Außerdem möchte ich mich für zahlreiche kleinere Hilfen bedanken:
-- Süßigkeiten von WOMO-Fahrern aus Hannover
-- Waschpulver von einer dänischen Familie am Campingplatz in Andenes
-- Einladung zum Mittagessen von einer Schweizer Reisegruppe vor dem Bus
-- Einladung auf einen Kaffee im WOMO von WOMO-Fahrern aus Flensburg
-- Rücktausch meiner übrigen norwegischen Kronen in Euro in Finnland bei Wuppertaler WOMO-Reisenden


Wetterstatistik:
Insgesamt kann ich mit dem Wetter auf meiner Fahrt sehr zufrieden sein. Der Wetterbewertung liegen folgende Maßstäbe zu Grunde:
Note 1 (an 21 Tagen): Absolut regenfrei, mindestens 15 Grad, mehrere Stunden Sonne
Note 2 (an 10 Tagen): Nahezu regenfrei, keine große Regengefahr
Note 3 (an 8 Tagen): Maximal eine 45min regenbedingte Wartezeit oder 90min leichter Nieselregen (Weiterfahrt möglich). Entscheidend für die Bewertung war die resultierende Wartezeit. So wurde Regen auf Fähren, bei Wartezeiten auf Fähren und in der Nacht nicht angerechnet.
Note 4 (an 1 Tag): Längere regenbedingte Wartezeiten. Das Tagesziel wurde aber dennoch im Wesentlichen erreicht.
Note 5 (an 4 Tagen): Lange Wartezeiten und/oder sehr nass geworden. Das Tagesziel wurde nur teilweise erreicht.
Note 6 (an 2 Tagen): Regen über einen großen Teil des Tages, sodass das Tagesziel auch nicht ansatzweise erreicht werden konnte.


letzte Aktualisierung am 12.12.12