Kurz vor 7.00 war ich wieder unterwegs. Als ich vor dem Pitve-Tunnel stand, sah ich, dass er für Radfahrer, Roller und Motorräder gesperrt ist. Er geht jedoch schnurgerade durch den Berg, sodass man trotz seiner 1,4km Länge das andere Ende sehen kann. Es ist auch zu erkennen, dass es immer wieder Nischen gibt, in die man als Radfahrer ausweichen kann. Ich steckte mein Licht auf und fuhr bei der nächsten Grünphase hinter dem Autokonvoi her. Als ich etwa in der Tunnelmitte war, hatte der Konvoi den Tunnel verlassen und kurz darauf fuhr der Gegenverkehr ein. Noch rechtzeitig kam ich in die nächste große Nothaltebucht, von denen es im Tunnel zwei gibt, so groß, dass mehrere Autos darin Platz hätten. Nachdem ich 2010 und 2011 in Norwegen reichlich Tunnels mit dem Rad durchquert hatte, war dies kein so aufregendes Erlebnis für mich. Auch hier machte ich wieder die Erfahrung, dass man mehr Platz hat, als man glaubt.
Nach dem Tunnel wurde ich erstmal mit traumhafter Aussicht belohnt. Die Straße ist gut ausgebaut und geht gut 1km hinunter, dann teilt sich sich. Ich fuhr nach rechts, weiter abwärts Richtung Sveta Nedjalja, meiner Meinung nach einer der bisher schönsten Straßenabschnitte in Kroatien. In Ivan Dolac war der erste Campingplatz ausgeschrieben. Der Weg hinunter ist gefühlte 30% steil. Es handelt sich um eine Kleinanlage, auf der größtenteils PKW mit Zelten stehen. Mit 8EUR pro Tag ist der Platz alles andere als teuer. Mit meinem kleinen Zelt fand ich gerade noch einen Platz, und das auch nur, weil gerade ein italienisches Paar zusammenpackte. Wie sich herausstellte, hatte ich als Nachbarn zwei Familien aus Nürnberg, drei weitere Familien sollten noch dazukommen.
Da es gerade erst 9.00 war, baute ich mein Zelt auf und machte mich anschließend auf eine Inselrundfahrt. Wie ich erfuhr, kann man von Sveta Nedjelja wenn auch auf ungeteerter Straße am Meer entlang nach Hvar-Stadt fahren. Die 6km waren für mich mit "leerem" Fahrrad kein Problem, es waren auch ein paar PKW und sogar ein 7,5-t-LKW unterwegs. Mann muss jedoch dazusagen, dass die Kroaten ihre Autos nicht gerade schonen. Auf halber Strecke kommt man an einem sehr schönen Strand vorbei, den man nur zu Fuß (ca. 100m Höhe Abstieg) erreichen kann. Die Straße von Stari Grad nach Hvar, die ebenfalls durch einen Tunnel führt, hat wieder den Ausbauzustand einer Bundesstraße. In Hvar verzehrte ich einen Kebap und kaufte anschließend im Konzum ein. Mein Versuch, eine Wanderkarte von Hvar zu bekommen, war erfolglos. In einem Kiosk bekam ich nur eine Karte angeboten, die nicht mehr Informationen als meine 1:200000-Straßenkarte liefert. Aber an der Hafenpromenade fand ich eine ausgehängte verhältnismäßig detaillierte Karte, von der ich mir kurzerhand die wichtigsten Ausschnitte fotografierte - somit habe ich sie beim Wandern immer griffbereit.
Den Rückweg nahm ich über die Nordseite der Insel. Auch die Durchfahrt durch den 1,5km langen zweispurigen hell erleuchteten Tunnel ist für Fahrräder verboten, aber bei dieser Verkehrsdichte absolut kein Problem. Kurz hinter dem Tunnel war ich wieder in Stari Grad, dort wo ich heute früh gestartet bin. Diesmal wartete der Gegenverkehr vor dem Pitve-Tunnel, wahrscheinlich, weil ich meine gelbe Jacke anhatte und so besser gesehen werden konnte. Zum Abendessen gab es Nudeln mit Tomatensoße. Die frischen Tomaten sind einfach unschlagbar sowohl im Preis als auch im Geschmack!
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