Deutschlandtour Pfingsten 2020

 

Eigentlich hätte ich Pfingsten zusammen mit Wolf nach Irland fahren wollen, mit dem Auto nach Cherbourg, und danach mit der Fähre nach Dublin. Aber wegen Corona ist es nicht möglich, ins Ausland zu fahren, es gibt eine weltweite Reisewarnung. Gegen einen Urlaub in Deutschland spricht jedoch nichts. In den meisten Bundesländern haben die Campingplätze bereits wieder geöffnet, Bayern öffnet ab Pfingsten. Wie ich allerdings einigen Webseiten entnehmen konnte, nehmen viele Campingplätze nur Wohnmobile und Wohnwägen mit eigener Toilette und Dusche auf. Damit werde ich als Radfahrer an die Grenzen des Gesetzes gedrängt, das heißt, ich werde wohl einige Male wild zelten. Damit habe ich ich persönlich kein Problem, hoffe jedoch dass auch die Polizei keines damit hat! Vom Infektionsrisiko her ist das freie Übernachten wohl das sicherste, was ich tun kann! Schon bisher habe ich viel wild gecampt, auch in Deutschland. Außerdem gehe ich davon aus, dass die Campingplätze sehr voll sein werden, da in Bayern und Baden-Württemberg Pfingstferien sind und zahlreiche Wohnmobile, die normalerweise in den Süden fahren, sich nun in Deutschland verteilen.






1.Tag: Di 02.06.20
km118456
Georgensgmünd – Weißenburg – Rothenburg – Tauberbischofsheim

1

181km
20,76km/h
8:43h

Weitere Bilder am 1.Tag Gestern war ich mit der Korrektur des Mathe-Abiturs endlich fertig und heute konnte ich meine Tour starten. Zuerst fuhr ich nach Weißenburg, um das Abitur meiner Zweitkorrektorin zu geben. Dann ging es weiter in Richtung Altmühlsee und weiter die Altmühl aufwärts nach Herrieden. Unterwegs kam ich in Rothenburg vorbei. Normalerweise ist die diese Stadt mit Japanern und Chinesen völlig überlaufen, doch dank Corona geht es ziemlich ruhig in der Altstadt zu. Sie war fest in deutscher Hand! Zwar sind einige Leute auf den Straßen unterwegs, aber im Vergleich zu sonst war die Stadt leer. Nach einigen herrlichen Ausblicken auf das Taubertal ging es den Radweg dorthin hinunter. Im weiteren Verlauf geht ein Radweg die ganze Zeit am Fluss entlang, meistens tief eingeschnitten. Kurz vor Tauberbischofsheim schlug ich auf einer Wiese direkt am Fluss mein Zelt auf. Abgesehen vom Radweg führt dort keine Straße vorbei. Nachdem ich mich im Fluss gebadet hatte, kochte ich mir Tortellini mit Tomatensoße. Danach telefonierte ich noch eine ganze Zeit, bevor ich mich ins Zelt legte.






2.Tag: Mi 03.06.20
km118637
Tauberbischofsheim – Frankfurt – Rüsselsheim

2

179km
20,69km/h
8:39h

Weitere Bilder am 2.Tag Zeitig starte ich in einen neuen Tag. Ähnlich wie gestern sah das Wetter sehr vielversprechend aus. Es war wieder warm und sonnig gemeldet, wenn auch mit vereinzelten Schauern und Gewittern. Auf weiterhin hervorragendem Radweg ging es weiter entlang der Tauber, bis ich in Wertheim den Main erreichte. Ich folgte dem Fluss abwärts, es ging zügig voran. Unterwegs traf ich viele Fernfahrer mit Gepäck. Die meisten hatten eigene Zeltausrüstung dabei, in Zeiten von Corona wohl die sicherste Art, Urlaub zu machen. Kurz hinter Aschaffenburg ging es endgültig aus Bayern heraus. In Frankfurt geht der Radweg mehr oder weniger auf der Uferpromenade mitten durch die Stadt durch viele Grünanlagen. Dort war ganz schön Verkehr! Man musste die ganze Zeit Acht geben! Aber man ist komplett vom Autoverkehr abgeschirmt. Kaum hat man die Stadt verlassen, nimmt der Radverkehr wieder deutlich ab. Ich fuhr weiter links des Flusses und ließ mich 8 km vor Rüsselsheim direkt am Fluss nieder. Auch hier geht wieder nur der Radweg vorbei und keine Straße ist in der Nähe. Ich baute mein Zelt zwischen Radweg und Fluss auf, dann ging ich erstmal baden bzw schwimmen. Auf der anderen Seite des Flusses ist eine Verladestation für Öl, ab und zu fahren Frachtschiffe vorbei. Ich dachte mir, vor 30 Jahren wäre es undenkbar gewesen, in so einem Fluss einfach so baden, aber mittlerweile kann man fast in jeden deutschen Fluss bedenkenlos hineingehen. Zum Abendessen gab es Nudeln mit Thunfisch und Zwiebel-Tomatensoße. Auch heute telefonierte ich längere Zeit mit einem ehemaligen Schüler, den ich in Pfaffenhofen unterrichtet hatte. Gegen 23 Uhr legte ich mich zufrieden ins Zelt.






3.Tag: Do 04.06.20
km118816
Rüsselsheim – Mainz – IdarOberstein

4

134km
18,19km/h
7:22h

Weitere Bilder am 3.Tag Als ich mal gegen 5:30 Uhr aufwachte, hörte ich Regen gegen das Zelt tröpfeln. Um 6:30 Uhr stand ich auf und machte mich ans Frühstück, der Regen hatte aufgehört - zumindest vorübergehend. Ich hatte gerade noch Zeit zum Zelt Abbau, dann setzte erneut Regen ein, wenn auch nur sehr schwach, so dass ich die Zeit in den Büschen für den morgendlichen Toilettengang und das Zähneputzen noch nutzen konnte. Dann startete ich bei leichtem Nieselregen. In Mainz kam ich an den Rhein und überquerte ihn auf einer Bahnbrücke. Dort ging ein Regenschauer nieder, der mich zur einer kurzen Pause zwang. Weiter ging es links bzw südlich des Rheines bis Bingen. Ein weiteres Mal legte ich regenbedingt eine knapp einstündige Pause ein, Zeit zum Essen und telefonieren. In Bingen verließ ich den Rhein und fuhr hinauf nach Stromberg, endlich mal ein Anstieg! Weiter ging es auf kleinsten Straßen durch die Berge über Schöneberg, Spabrücken, Münchwald und nach Monzingen, und landete wieder im Nahetal. Ein weiteres Mal musste ich mich für kurze Zeit wegen eines Regenschauer unterstellen, aber es reichte ein großer Baum dafür aus. Erst dort stellte ich fest, dass dieser Fluss in Bingen in den Rhein mündet, das heißt ich hätte auch durch das komplette Tal fahren können. Aber ich bereue es nicht, es war eine schöne Fahrt durch die Berge. Der Radweg entlang der Nahe ist nicht ganz so gut ausgebaut wie am Main oder Rhein, aber landschaftlich sehr schön. Wenige Kilometer hinter Oberstein fand ich einen wunderschönen Rastplatz direkt am Fluss, auch hier führt nur der Radweg vorbei und es gibt weit und breit keine Straße. Er ist sogar 200m vom Radweg entfernt und hat Tischgarnituren, eine Bademöglichkeit im Fluss und geeignete Flächen zum Zelten. Dort lies ich mich nieder und kochte mir nach Zeltaufbau und Baden Geschnetzeltes mit Champignonsoße und Nudeln. Gegen 22 Uhr legte ich mich zufrieden ins Zelt.






4.Tag: Fr 05.06.20
km118950
IdarOberstein – Dillingen (Saar) – Serrig

5

125km
17,05km/h
7:20h

Weitere Bilder am 4.Tag Nach dem Frühstück ging es los. Es war sehr kühl, aber zeitweise kam sogar die Sonne hervor. Bis Birkenfeld geht es sehr verschlungen durch das Nahetal, danach auf einer Bahntrasse nach Nohfelden und schließlich zum Bostalsee. Dort aß ich eine Kleinigkeit. Die Straße weiter nach Tholey war nicht so brillant: zwar fährt man unabhängig vom Straßenverkehr auf einem markierten Seitenstreifen, aber es war eiskalt und massiver Gegenwind. Dann ging es weiter neben der B269 auf dem Radweg. Leider begann es zu tröpfeln und ab Lebach stärker zu regnen. Dort stellte ich mich für eineinhalb Stunden unter und verbrachte die Zeit mit diversen Telefonaten. Bei leichtem Nieselregen ging es weiter, bis es ab Körprich richtig zu duschen begann und ich in eine Fußgängerunterführung flüchtete. Dort harrte ich zwei weitere Stunden aus und konnte endlich den Reisebericht der letzten Tage in mein Smartphone diktieren. Gegen 17:30 Uhr hatte der Regen tatsächlich aufgehört (früher als im Wetterradar angegeben!) und ich kam regenfrei weiter. In Dillingen kam ich an den Saar-Radweg, dem ich flussabwärts folgte. Zunächst war es ein schnurgerader betonierter weg direkt am Fluss entlang, der komplett kanalisiert war. Ich kam mir vor wie am Main-Donau-Kanal.
Doch dies änderte sich ab Besseringen: dort geht nur noch ein schmaler Schotterweg durch den Wald und der Fluss macht eng eingeschnitten einen wunderschönen Bogen. An sich ist der Weg gut ausgebaut, aber nachdem es so viel geregnet hatte, war es ziemlich dreckig. Landschaftlich jedoch war es wohl der schönste Abschnitt! Von Mettlach nach Saarhölzbach ging es direkt neben Bahn und Bundesstraße rechts des Flusses, danach querte ich ihn auf einer Fußgängerbrücke und hatte danach wieder Schotterweg auf der anderen Seite, landschaftlich aber wieder sehr schön. Erst ab Taben hat man wieder einen gut ausgebauten Betonweg, das heißt nicht ganz: für 200 m ist er unterbrochen wegen einer Flussmündung. Genau dort fand ich einen wunderschönen Platz zum Zelten. Es war auch schon 21:15 Uhr und höchste Zeit! Ich baute das Zelt auf und wärmte mir das Abendessen auf: Nudeln mit Thunfisch und Tomatensoße sowie Geschnetzeltes mit Nudeln, die Reste der letzten zwei Tage. Danach legte ich mich zufrieden ins Zelt.






5.Tag: Sa 06.06.20
km119075
Serrig – Trier – Zell (Mosel)

3

149km
21,29km/h
7:00h

Weitere Bilder am 5.Tag In der Nacht regnete es erneut, aber das war mir im wasserdichten Zelt ziemlich egal. Gegen 8 Uhr hörte der Regen auf und ich machte mich an das Frühstücken und Zusammenpacken. Weiter ging es entlang an der Saar, die größtenteils wie ein Kanal ausgebaut ist. Es fahren Schiffe der Größenklasse wie im Main-Donau-Kanal. Leider sind einzelne Weg-Abschnitte ungeteert, sodass ich erneut mit Dreck von unten bespritzt wurde. 10 km vor Trier ging erneut ein Regenschauer nieder, aber nach einer halben Stunde konnte ich weiter. Der weitere Verlauf an der Mosel ist landschaftlich sehr schön. Auch das Wetter war wieder besser. Abgesehen von einem weiteren Schauer für 10 Minuten blieb es trocken und gerade nachmittags kam immer wieder die Sonne hervor. Dennoch war es mit ca 18 Grad etwas kühl, gerade die Grenztemperatur mit und ohne Jacke. Der Fluss macht sehr viele Windungen, sodass man alles andere als Luftlinie fährt. Aber genau das macht die Besonderheit des Moseltals aus. Rechts und links des Tals sind es mindestens 150 m Steilhang, meistens noch mehr nach oben und an den Südhängen wird überall Wein angebaut. 10 km unterhalb von Zell ließ ich mich Bei Bremm zwischen Radweg und Fluss nieder. Leider war der Untergrund sehr sandig, und ich trug jede Menge Sand in das Zelt und auf die Picknickdecke. Nach einem erfrischenden Bad im Fluss kochte ich mir Spaghetti mit Hackfleischsoße.






6.Tag: So 07.06.20
km119224
Zell (Mosel) – Koblenz – Bonn

1

160km
21,97km/h
7:17h

Weitere Bilder am 6.Tag Nach einer ruhigen Nacht startete ich. Unterwegs bekam ich einen Anruf von meinem Vater, dass es zu Hause nur regnete und ihr mir eine vorzeitige Rückreise empfahl. Offenbar hat er sich nur mit dem Wetter in Bayern beschäftigt, denn bei mir war es kühl, teilweise bewölkt, teilweise sonnig und durchgehend trocken. Und so erreichte ich ohne Zwischenfälle die Stadt Koblenz. Der Rhein, der hier keine Schleusen hat, führt regelrechtes Niedrigwasser. Die Ufer sind breite, vegetationslose Kiesbänke. Es sind sehr viele Leute im Uferbereich, nicht besonders erstaunlich an einem Sonntag Nachmittag. Auch der Rhein ist mittlerweile so sauber, dass man bedenkenlos darin baden kann, was nicht wenige Leute auch machten. Weiter ging es rheinabwärts in Richtung Bonn und Köln. Unterwegs traf ich einen Vater mit seinem 13-jährigen Sohn aus Baden-Württemberg, ebenfalls mit Fahrrad und Zelt unterwegs. Sie erzählten mir, dass die Campingplätze in Rheinland-Pfalz wegen Corona überhaupt keine Zelte, sondern nur Wohnmobile mit autarker Sanitäreinrichtung aufnehmen dürfen. Ich hatte sowieso immer wild gezeltet und erst gar nicht nachgefragt!
In einer Parkanlage in Bonn machte ich mir meine Spaghetti Bolognese warm, meine Beine drohten bereits schwach zu werden. Dann fuhr ich noch mal gut eine Stunde weiter bis Wessling und ließ mich direkt am Rhein auf der Kiesbank nieder, zwischen ein paar kleinen Birken, die dort wuchsen. Nachdem kein Regen gemeldet war, baute ich überhaupt kein Zelt auf. Für alle Fälle gab es aber auch eine Wiesenfläche nahe des Radweges zum Zelten. Nach einem Bad im Rhein legte ich mich zufrieden hin. Obwohl es 22 Uhr war, war noch keine Spur von Dunkelheit zu merken. Das liegt daran, dass ich hier nördlicher und westlicher als zu Hause bin.






7.Tag: Mo 08.06.20
km119384
Bonn – Düsseldorf – Witten

1

180km
20,00km/h
9:00h

Weitere Bilder am 7.Tag Am Rhein entlang ging es abwärts. An diesem Flussabschnitt gibt es sehr viele Industrieanlagen, sodass man immer wieder vom Fluss weg muss. Teilweise kürzte ich auch absichtlich manche Rheinschleifen ab.
Wo die A46 den Rhein quert, nahm ich den Radweg, der direkt hinter der Leitplanke über den Fluss führt. Dann ging es mitten durch Düsseldorf. Größtenteils fährt man auf Radwegen oder extra abmarkierten Fahrstreifen. Es ist also etwas ganz anderes als in Südeuropa! Nachdem ich auch noch ein ganzes Stück Landstraße gefahren war, gelangte ich in Kettwig an die Ruhr. Der Radweg entlang der Rur ist landschaftlich sehr schön. Das Gebiet ist erstaunlich dünn besiedelt. Eigentlich hätte ich nach Hannover fahren wollen, um Fabian, den ich in Norwegen getroffen hatte, zu besuchen. Aber er erfuhr, dass er mit einer Corona-infizierten Person zu tun hatte und nun zwei Wochen in Quarantäne gehen muss. Zeitlich wäre es ohnehin etwas knapp geworden. Nun nahm ich jede Schleife der Ruhr mit, landschaftlich ist das sehr schön.
In Witten aß ich einen Dönerteller, dann fuhr ich weiter bis Langschede. Dort konnte ich mich direkt am Radweg bzw zwischen Radweg und Fluss niederlassen. Nachdem kein Regen gemeldet war, baute ich gar kein Zelt auf, sondern legte mich direkt auf die Picknickdecke bzw meine Isomatte. Als ich mit meinem Vater telefonierte, erfuhr ich dass es zu Hause ununterbrochen regnete. Ich hatte heute keinen einzigen Tropfen abbekommen!






8.Tag: Di 09.06.20
km119564
Witten – Brilon – Beverungen

3

167km
19,61km/h
8:31h

Weitere Bilder am 8.Tag Nach dem Frühstück ging es weiter entlang der Ruhr. Ich folgte fast bis zur Quelle. Dann ging es weiter über Brilon, wo ich mich für 30 Minuten wegen eines Regenschauers unterstellen musste, danach konnte ich weiter. Auf dem weiteren Weg nach Marsberg folgte ich den Fahrrad-Wegweisern und gelangte durch tiefen Wald. An sich sind das schöne Wege, nicht aber wenn es dort frisch geregnet hatet und dazu noch jede Menge Forstfahrzeuge ihren Dreck hinterlassen haben! In Marsberg hatte ich Dreckspritzer bis zur Jacke hoch!
Weiter ging es entlang der B7 auf dem Radweg bis Ossendorf. Dann bog ich links ab und gelangte über kleinere Straßen nach Hohenwepel. Weiter ging es entlang der Bundesstraße nach Borgentreich. Dort kam mir ein Dönerteller gerade recht! Anschließend fuhr ich weiter nach Beverungen, denn ich wusste, dass ich unmittelbar südlich davon in einer Holzhütte am Weserradweg übernachtet hatte und dorthin wollte ich. Es ging die ganze Zeit bergab und ich kam zügig voran. Schließlich gelangte ich auf den Weserradweg und fuhr nach Süden. Etwa nach zwei Kilometern kam ich an den besagten Platz. Dort stand aber die Hütte nicht mehr, sie war damals schon baufällig. Also baute ich mein Zelt auf, doch leider war ich fünf Minuten zu spät: es begann ein heftiger Regenguss und ich bekam nicht mehr rechtzeitig mein Zeug ins Zelt. Dann badete ich mich im Fluss und legte mich anschließend schlafen. Draußen regnete es ununterbrochen, aber genau so war es auch vorhergesagt. Solange es nur nachts regnet, habe ich damit kein Problem!






9.Tag: Mi 10.06.20
km119731
Beverungen – Hann Münden – Creuzburg (Werra)

3

150km
21,03km/h
7:08h

Weitere Bilder am 9.Tag Es regnete tatsächlich einen großen Teil der Nacht, aber um 7 Uhr in der Früh war es trocken. Nach dem Frühstück ging es los, zunächst die Weser aufwärts bis Hann Münden. Dann entschied ich mich für die Trasse durch die Werra. Dort war ich 2008 schon mal gefahren und vom Radweg-Netz gerade in Thüringen sehr enttäuscht, aber das kann sich ja inzwischen geändert haben! Zunächst geht es durch Hessen und dort ist wie zu erwarten der Radweg hervorragend ausgebaut, wenn auch nicht ganz so gut wie an der Fulda. Es gibt immer wieder ungeteerte Abschnitte, die aber meist in gutem Zustand sind. Wegen des langen Regens sind sie aber zum Teil etwas aufgeweicht. In Thüringen ist die Beschilderung etwas schlechter, aber immer noch okay. An manchen Stellen muss man sich schon genau überlegen wo es weitergeht.
Bis Eschwege war es komplett trocken, doch nun begann es zu regnen und ich musste mich kurz unterstellen. Anschließend ging es bei leichtem Nieselregen weiter. Schließlich wurde es komplett trocken, später gab es wieder ein paar Regenspritzer. Bei Frankenroda geht der Radweg über eine alte Bahntrasse mit nagelneuen Brücken. Zwischen Mihla und Creuzburg fand ich eine geeignete Brücke, unter der ich mein Nachtlager aufschlug. Sie war zwar nur 3m breit und etwa 5m hoch, aber es war nahezu windstill und es war nachts nur leichter Nieselregen zu erwarten. Zuerst badete ich in der Werra, dann kochte ich mir mein Abendessen: Nudeln mit Auberginen und Tomaten in Sahnesoße und Parmesan darüber. Nach einem längeren Telefonat breitete ich Picknickdecke, Matte und Schlafsack aus und legte mich hin. An den Bäumen konnte man hören, dass es die ganze Zeit leicht tröpfelte.






10.Tag: Do 11.06.20
km119881
Creuzburg – Eisfeld (über Werra-Trasse)

2

160km
19,39km/h
8:15h

Weitere Bilder am 10.Tag Ich hatte eine angenehme, ruhige und unter der Brücke trockene Nacht hinter mir und frühstücke. Während des Frühstücks kam ein anderer voll bepackter Radfahrer vorbei, der offenbar noch verrückter war als ich. Er war die gesamte deutsch-deutsche Grenze unterwegs bis Travemünde und nahm alle Berge mit, die ihm in den Weg kamen. Er zeltet auch wild oder schläft in irgendwelchen Holzhäuschen am Fluss, jeden Tag fährt er meist über 200 km! Ich kam mir richtig klein vor! Er machte gleich ein Bild von mir und meinem Nachtlager, zum Beweis dass es genauso verrückte gibt wie ihn.
Nachdem ich heute ohnehin nicht mehr nach Hause komme und zwei Tage reichlich sind, beschloss ich, nicht über Eisenach und über den Berg abzukürzen, sondern die gesamte Westschleife der Werra mitzunehmen. Es war landschaftlich sehr schön. Vormittags war es stark bewölkt und ein paar Regenspritzer kamen heraus, zum Nachmittag und Abend wurde es immer klarer und sonniger.
Kurz vor Belrieth machte ich eine längere Pause und kochte mir Tortellini mit Lauchgemüse. Häufig ist es bequemer, bereits unterwegs das Abendessen zu machen, dann hat man abends weniger Zeitdruck, nach dem Duschen bzw baden sofort etwas essen zu müssen. Kurz hinter feilberg fand ich direkt am Radweg einen geeigneten Übernachtungsplatz: eine große überdachte Tischgarnitur mit herrlichem Blick auf das ganze Tal, nur der Radweg geht daran vorbei. Zunächst du duschte ich mich ab (Wasserflaschen hatte ich aufgefüllt wie jeden Abend), dann gab es noch eine kleine Brotzeit und ein längeres Telefonat. Schließlich legte ich meine Matte auf den Tisch und legte mich schlafen. Morgen ist herrliches Wetter gemeldet, wohl ein sehr versöhnliches Ende der Tour.






11.Tag: Fr 12.06.20
km120041
Eisfeld – Coburg – Bamberg – Nürnberg – Georgensgmünd

1

179km
21,27km/h
8:25h

Weitere Bilder am 11.Tag Bereits kurz vor 8 Uhr war ich unterwegs. Es waren nur noch 8km bis zur Passhöhe, danach ging es bergab nach Coburg. Von Coburg nach Bamberg geht die meiste Zeit ein sehr schöner Radweg, die Beschilderung aus Coburg heraus ist doch etwas gewöhnungsbedürftig. In Bamberg kürzte ich die Spitze der Ilz-Mündung in den Main ab und fuhr einige Kilometer durch die Stadt und gelangte schließlich an den Main-Donau-Kanal. Bei der Umfahrung in Strullendorf kam ich an einem Imbiss vorbei und gönnte mir ein Schnitzel mit Pommes. Der weitere Verlauf des Kanals ist für mich fast wie Autopilot. Ich bin hier schon so oft gefahren, dass ich aufgehört habe zu zählen! Und so kam ich guter Dinge um 19 Uhr zu Hause an, wo ich gleich mit gegrilltem Fisch von meinem Vater empfangen wurde.






Fazit in Worten:
Eine gelungene Tour, auf der ich es mir körperlich richtig gegeben hatte! Knapp 1800km in 11 Tagen ist schon eine ordentliche Strecke, die mir die Tage danach doch noch in den Füßen saß! Dabei wurde mir erneut klar, wie fahrradfreundlich Deutschland eigentlich ist. In jedem größeren Flusstal gibt es gut ausgebaute Fernradwege und darüber hinaus auch sonst viele meist gut beschilderte lokale Fahrradrouten. Sicherlich hätte das Wetter besser sein können, aber abgesehen vom vierten Tag, als ich im Saarland war, hielt sich der Regen in Grenzen und ich konnte weitgehend trocken fahren. Insbesondere bekam ich mit, dass es zu Hause deutlich offenbar tagelang nur regnete.


Fazit in Zahlen:

Übernachtungen auf CP: 0

Gesamtstrecke: 1764km

Übernachtungen in Häusern o. ä.: 1

Durchschnittsgeschwindigkeit: 20,1km/h

freie Übernachtungen im Zelt: 6

Mittlere Tagesstrecke: 160km

freie Übernachtungen ohne Zelt: 3

Anzahl der Fahrtage: 11


Wetterstatistik:

Das Wetter hätte besser sein können! Aber im Vergleich zum Wetter in Bayern hatte ich regelrecht Glück gehabt! Der Wetterbewertung liegen folgende Maßstäbe zu Grunde:
Note 1 (4 Tage): Absolut regenfrei, mindestens 15 Grad, mehrere Stunden Sonne
Note 2 (2 Tage): Nahezu regenfrei, keine große Regengefahr
Note 3 (3 Tage): Maximal eine 45min regenbedingte Wartezeit oder 90min leichter Nieselregen (Weiterfahrt möglich). Entscheidend für die Bewertung war die resultierende Wartezeit. So wurde Regen auf Fähren, bei Wartezeiten auf Fähren und in der Nacht nicht angerechnet.
Note 4 (1 Tag): Längere regenbedingte Wartezeiten. Das Tagesziel wurde aber dennoch im Wesentlichen erreicht.
Note 5 (1 Tag): Lange Wartezeiten und/oder sehr nass geworden. Das Tagesziel wurde nur teilweise erreicht.
Note 6 (kein Tag): Regen über einen großen Teil des Tages, sodass das Tagesziel auch nicht ansatzweise erreicht werden konnte.


erstellt am 27.06.20