Zeitig kam ich um 7.45 weg und steuerte zunächst das Zentrum von Villach an, um mir eine detaillierte Karte von den Julischen Alpen u kaufen. Dann verließ ich die Stadt südostwärts - es war gut, dass ich bereits vor Villach an der Tourist-Info einen Stadtplan geholt hatte. Unmittelbar vor der Auffahrt zum Wurzenpass füllte ich in Tschau meine Trinkflaschen auf.
Die Straße ist im Gegensatz zum Tauern- und Katschbergpass sehr schmal, normale Landstraßenbreite von etwa 5,50m. Auch der Belag lässt zu Wünschen übrig. Als ich etwa ein Drittel der Höhe erreicht hatte, wurde ich von einem PKW überholt, ein weiterer PKW wollte mich auch noch überholen, musste aber den Überholvorgeng abbrechen, da ein voll beladener Holz-LKW entgegenkam. Auf beiden Seiten war eine Leitplanke, damit war ein Ausweichen auf das Bankett nicht möglich. Erst als ich den LKW an der Leitplanke seiner seite entlangschrammen hörte, drehte ich mich um und sah, dass hinter dem PKW ein Motorrad auf der Straße lag, das offensichtlich zu schnell den Berg hochgefahren und ins Schleudern gekommen sein musste. Wenige Augenblicke später hörte ich den Motorradfaher schreien und vermutete, er wäre verletzt. Da ich PKW-Fahrer und Beifahrer sofort auf das Motorrad zulaufen sah und ich oberhalb der Unfallstelle war, lief ich die Straße hinauf, um die Unfallstelle von ober her abzusichern - von oben her kommen die Autos in einer lang gezogenen unübersichtlichen Rechtskurve bei ca. 12% Gefälle. Nachdem ich die ersten Fahrzeuge gestoppt hatte, lief ich wieder zur Unfallstelle und war schockiert. Zwar war der Motorradfaher nahezu unverletzt, aber seine Frau, die hintendrauf saß, war unter den LKW geraten und sofort tot. Die Polizei war bereits verständigt und traf wenige Minuten später ein. Ich empfand es als tragische Schuld. Es war ein Unfall, der durch meine Anwesenheit als langsamer Radfaherer, aber auch durch die Anwesenheit des PKW und LKW zustande kam, ohne wass wir dabei irgendeinen Fehler gemacht hatten. Der Pass wurde von beiden Seiten durch eine Ampel gesperrt. die Autos vor der Unfallstelle mussten umkehren. Ich vereinbarte mit der Polizei dass ich zur Passhöhe hinauf fahren und dort zur Protokollaufnahme warten sollte - es würde noch etwa zwei Stunden dauern, da erst ein Staatsanwalt aus Villach kommen müsse.
Im weiteren Straßenverlauf kam eine Spitzkehre, anschließend ging es über 800m mit 18% hinauf. Wenigstens hatte ich jetzt die Straße für mich alleine. Das Hochfahren ging gerade noch, hinunter hätte ich nur schieben können, auch ohne Gepäck. Auf der Passhöhe musste zunächst etwas essen und nochmal über den Unfall nachdenken. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass nicht nur die Abfahrt, sondern auch die Auffahrt auch als Radfahrer gefährlich sein kann. Ich bin der schwächste Verkehrsteilnehmer und habe abgesehen von meinen Packtaschen, hinterem Packsack und Helm (den ich bei Steilauffahrten oft nicht aufsetze) keinerlei passive Sicherheit.
Nachdem mich der Polizist als Zeugen vernommen hatte, konnte ich weiterfahren. Die Abfahrt auf slowenischer Seite ist um einiges fahrradfreundlicher: Es sind nur gut 200 Höhenmeter bei maximal 10% Gefälle auf bestem Belag.
Da es für den vrsic-Pass heute bereits zu spät war, beschloss ich, auf den Campingplatz nach Dovje bei Mojstrana zu gehen. Es handelt sich um eine eher kleine Anlage am Südhang, die Zelte und Wohnmobile stehen auf kleinen Terrassen. Für mich als Radfahrer mit Zelt werden 6,90€ zzgl. 50ct für heiße Dusche fällig. Direkt neben meinem Zelt befindet sich eine Tischgarnitur aus Holz. Zum Abendessen gab es Nudeln mit Thunfischsoße.
Beim Abspülen kam ich mit Holländern ins Gespräch, die mir dringend empfahlen, vom Vrata-Tal aus in die Berge zu wandern.
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